Tischtennis

Siebter EM-Titel für Timo Boll

37 Jahre alt, kaum von einer Halswirbel-Verletzung genesen – und doch ist Deutschlands Star nicht zu schlagen.

24.09.2018

Von DPA

Alicante. Nach seinem Matchball verbeugte sich Timo Boll ungläubig vor dem Publikum. Der Ausnahmespieler des deutschen Tischtennis ist am Sonntagabend zum siebten Mal in seiner Karriere Europameister geworden – und das im Alter von 37 Jahren und nur drei Monate nach einer schmerzhaften Halswirbel-Verletzung.

Trotz seines Trainingsrückstands wehrte Boll bei der EM in Alicante noch einmal die Angriffe seiner immer aufmüpfiger werdenden Herausforderer ab. Am Schlusstag gewann der Weltranglisten-Vierte zunächst das deutsche Halbfinal-Duell gegen seinen Freund Patrick Franziska in 4:3 Sätzen, am Abend auch noch das Endspiel gegen den rumänischen Außenseiter Ovidiu Ionescu mit 4:1. „Ich kann das gar nicht glauben. Ich hatte null Erwartungen vor diesem Turnier“, sagte Boll. „Aber ich bin ein Kämpfer, ich gebe nie auf.“

Aus deutscher Sicht krönte der Rekord-Europameister damit ein äußerst erfolgreiches Turnier. Kristin Lang und Nina Mittelham gewannen am Sonntagnachmittag im Damen-Doppel ebenfalls die Goldmedaille. Im Finale setzten sich die beiden Bundesliga-Spielerinnen aus Kolbermoor und Berlin mit 4:3 gegen Sofia Polcanova und Jana Noskowa aus Österreich und Russland durch. Ruwen Filus und Han Ying hatten bereits am Freitagabend den Titel im Mixed geholt.

Gold auch für Doppel und Mixed

Der einzige, der nie wirklich an seinen siebten EM-Titel nach 2012, 2011, 2010, 2008, 2007 und 2002 glauben wollte, war Boll selbst. „Ich bin nach meiner langen Pause noch etwas langsam“, hatte er zu EM-Beginn betont. Den Erfolg verdankte er am Ende seinen Leistungssteigerungen von Spiel zu Spiel. Und dem Umstand, dass auch andere Konkurrenten mit verschiedenen Problemen zu kämpfen hatten.

Sein stärkster Rivale Dimitrij Ovtcharov schied bereits im Achtelfinale gegen Altmeister Wladimir Samsonow aus Weißrussland aus, weil ihm nach zwei langen Verletzungspausen ebenfalls noch die Wettkampfpraxis fehlt. Den hoch gehandelten Engländer Liam Pitchford räumte Boll am Samstag selbst aus dem Weg (4:2).

Blieb sein Kumpel und Nationalmannschafts-Kollege Franziska, der aktuell als Weltranglisten-16. so gut drauf ist wie noch nie in seiner Karriere. Der 26-Jährige vom 1. FC Saarbrücken führte im Halbfinale gegen Boll bereits mit 3:1 Sätzen und auch mit 7:3 im entscheidenden siebten Durchgang – und musste dann feststellen, dass er so eine Situation zum ersten Mal erlebt. „Natürlich steigt dann der Druck und auch etwas die Nervosität“, sagte Franziska. „Aber sachlich betrachtet weiß ich, dass das eine Super-EM für mich war.“

Bundestrainer Jörg Roßkopf freute sich ebenfalls. Er hatte schon vor dem Turnier gesagt: „Bei Timo Boll bin ich total entspannt. Diese EM kommt ihm vielleicht zu früh. Aber wenn er sich über ein, zwei Runden wieder in eine Form hineinspielen kann, dann fragt sich am Ende jeder: War da was?“ dpa

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Erstellt:
24.09.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 23sec
zuletzt aktualisiert: 24.09.2018, 06:00 Uhr

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