Bundesliga

Schotten dicht – aber wie?

Die Abwehr des VfB Stuttgart ist seit Jahren anfällig für zu einfache Tore. Um im Oberhaus erfolgreich zu sein, muss sich das schnell ändern.

26.09.2020

Von CARLOS UBINA

Beim 2:0 des SC Freiburg im Spiel gegen den VfB Stuttgart reichte den Breisgauern ein plumper Trick, um zum Erfolg zu kommen. Im Spiel gegen den FSV Mainz soll sich das am Samstag ändern. Foto: Tom Weller/dpa

Beim 2:0 des SC Freiburg im Spiel gegen den VfB Stuttgart reichte den Breisgauern ein plumper Trick, um zum Erfolg zu kommen. Im Spiel gegen den FSV Mainz soll sich das am Samstag ändern. Foto: Tom Weller/dpa

Auf die Defensivspieler des VfB Stuttgart kommt am Samstag einiges an körperlicher Arbeit zu. Jean-Philippe Mateta ist ein über 1,90 Meter großer Angreifer und weiß seinen muskelbepackten Körper geschickt einzusetzen. Es kann den gegnerischen Verteidigern schon mal weh tun, wenn der Franzose sich im Zweikampf behauptet. Sein Mitangreifer Robin Quaison ist zudem ziemlich schnell und hat dem Aufsteiger schon früher gerne Probleme bereitet. Und mit Spielern wie Karim Onisiwo in der Offensive pflegt der FSV Mainz 05 unter dem Trainer Achim Beierlorzer auch insgesamt einen sehr athletischen Stil.

Dagegenhalten und den Kampf annehmen, heißt es da gerne aus dem Trainermund. Doch Pellegrino Matarazzo hat nach drei Gegentoren im ersten Bundesligaspiel der Saison gegen den SC Freiburg (2:3) genau hingeschaut, um zu sehen, wie der VfB den Laden hinten dicht bekommen könnte. Der Trainer wählt dazu zwei Ansätze: „Wir müssen unsere Aufmerksamkeit erhöhen. Alle Spieler müssen jederzeit unter Hochspannung sein. Und wir müssen unsere Abläufe verfeinern. Es muss klar sein, wie wir in welcher Situation verteidigen. „Das betrifft die Standards einerseits – gegen den Sportclub aus Freiburg ließ sich das VfB-Team beim 0:2 überrumpeln. Und es betrifft die gegnerischen Angriffe, je näher es an die eigene Gefahrenzone geht. „Da muss Alarmbereitschaft herrschen“, sagt Matarazzo. Aber auch daran mangelte es zum Saisonauftakt – wie das 0:1 durch Nils Petersen nach nur acht Minuten verdeutlichte. Nun hat der Coach weitere Übungseinheiten darauf verwendet, um die Sinne zu schärfen.

„Es hat nicht an Konzentration gefehlt, aber es braucht eine gewisse Schärfe im eigenen Sechzehner, um gut zu verteidigen“, sagt Matarazzo, für den die leichten Tore der Breisgauer keine Frage des Systems waren.Er reihte eine Dreierkette in der Abwehr mit Marcin Kaminski in der Mitte auf. Waldemar Anton und Marc Oliver Kempf standen dem Polen zur Seite. Zwischen sich ließen die drei Innenverteidiger aber immer mal wieder so viel Platz, dass sich der SC-Stürmer Petersen nicht lange über den Freiraum wunderte, sondern seine Elf per Kopf auf die Siegerstraße brachte. Später rückte Wataru Endo aus dem defensiven Mittelfeld nach hinten (anstelle von Kaminski) – und das Stuttgarter Spiel wurde besser. „Es ist auch diesmal ein Gedanke, Wataru Endo nach hinten zu ziehen und einen weiten defensiven Mittelfeldspieler reinzunehmen“, sagt Matarazzo. Der Neue müsste Orel Mangala unterstützen, um vor allem das Zentrum zu sichern. Denn die Mainzer greifen gerne direkt über die Mitte an. Da würde ein Konstantinos Mavropanos mit seinem robusten Körper und seiner Schnelligkeit der VfB-Abwehr sicher guttun. Doch der Grieche hat nach muskulären Problemen noch Trainingsrückstand und ist in der Opel-Arena keine Option.

Pascal Stenzel dagegen schon – für Dreier- und Viererkette. Gut möglich, dass Stenzel als Stabilisator eingebaut wird, da der VfB auf den Außenbahnen in Silas Wamangituka und Roberto Massimo sehr stürmisch aufgestellt war. Mut sollte das demonstrieren, weil Matarazzo Angriff in diesem Fall für die beste Verteidigung hielt. Und nun?

Lange kein Sieg in Mainz

Seit 15 Jahren haben die Stuttgarter nicht mehr in Mainz gewonnen. Eine Statistik, die den VfB-Trainer wenig interessiert. Eher von Belang ist, dass sie in Stuttgart genau wissen, dass die Zahl der Gegentore schon auch ein Indiz für den Abstieg ist. In den vergangenen Jahren endeten mehr als zwei Gegentore pro Spiel im Schnitt für die meisten Clubs mit dem Absturz in die Zweitklassigkeit. Der VfB ist mit 75 (2015/2016) und 70 (2018/19) Gegentoren ein gebranntes Kind. Matarazzo ist deshalb dabei, seine Elf so schnell wie möglich zwischen der nötigen defensiven Stabilität und der möglichen offensiven Power abzumischen.