Rottenburg

Corona-Tagebuch: Lioba Weingärtner

In unserer Rubrik schreibt heute die Beraterin in der internationalen Zusammenarbeit.

06.06.2020

Von ing

Lioba Weingärtner. Privatbild

Lioba Weingärtner. Privatbild

Schon Ende Februar wurde ich bei einem Einsatz für die Welthungerhilfe am Flughafen in Monrovia, Liberia, von Menschen mit Schutzkleidung empfangen. Noch vor den Einreiseformalitäten wurde Fieber gemessen. Ich musste Hände waschen und desinfizieren. Vor dem Hotel und dem Büro angekommen, die gleiche Prozedur. Für mich alles neu, für Menschen in vielen Ländern der Welt Routine aufgrund leidvoller Erfahrungen lange vor Corona. Zurück in Deutschland war alles wie immer. Erst Mitte März wurde klar: Covid-19 hat auch Deutschland fest im Griff. Home Office und Online-Arbeit sind für mich nichts Neues. Das habe ich immer, wenn ich zu Hause bin. Dass ich gar nicht mehr reisen kann – nicht nach Mali oder in den Kongo, aber auch nicht nach Bonn oder Berlin, das war bisher undenkbar.

In der Krisenreaktion entdecke ich erstaunliche Parallelen hier und dort. Zuallererst gilt es, schnell und massiv tätig zu werden, um Menschenleben zu retten. Sehr schnell geht es dann auch darum, die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen Folgen in den Blick zu nehmen. Wir spüren am eigenen Leib, wieviel Wahrheit in der Analyse des Bundesentwicklungsministers liegt, wenn er schon früh in der Pandemie feststellt: Corona ist mehr als eine Gesundheitskrise.

Ich persönlich bin Fan vieler Corona-Reaktionen in Rottenburg. Lokalheld/innen sind unterwegs. Der Aufruf zu Solidarität und konkrete Unterstützung für Risikogruppen, Händler/innen, Gastronom/innen, Kulturschaffende, Familien, systemrelevant Arbeitende wirken. Auch das Engagement für Fairen Handel und Nachhaltigkeit geht weiter. Das ist in diesen Zeiten noch wichtiger als bisher. Es geht um nicht weniger als die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen – lokal hier in Rottenburg, im Ländle, in Deutschland, in Europa und global in der Welt. Wir profitieren von den großen Konjunkturprogrammen. Fairer Handel, faire Beschaffung und nachhaltiges Handeln ist unser lokaler Beitrag für das jetzt notwendige Konjunkturprogramm für die EINE WELT.