Kiebingen · Abstandsgebot

Spritztour durchs Dorf: 85. Geburtstag einmal anders

Rudolf Herrmann aus Kiebingen zeigte seiner Mutter Hedwig an ihrem 85. Geburtstag, wie Feiern mit Freunden zu Corona-Zeiten geht.

24.04.2020

Von Hete Henning

Die Kiebingerin Hedwig Herrmann (am Auto) bekam ihre Geburtstagsgeschenke am Ende eines Besenstiels überreicht. Links Adelgunde Langheinz und, in der blauen Bluse, Adelheid Koch. Alle drei sind ein wesentlicher Teil der Kiebinger Rosenmontags-Weiber. Bild: Hete Henning

Die Kiebingerin Hedwig Herrmann (am Auto) bekam ihre Geburtstagsgeschenke am Ende eines Besenstiels überreicht. Links Adelgunde Langheinz und, in der blauen Bluse, Adelheid Koch. Alle drei sind ein wesentlicher Teil der Kiebinger Rosenmontags-Weiber. Bild: Hete Henning

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, dann geht der Prophet zum Berg, lautet eine alte Redensart. Sie bedeutet: Wenn etwas nicht funktioniert wie gedacht, muss man es anders herum versuchen. Nach dieser Devise feierte die Kiebingerin Hedwig Herrmann am Freitagnachmittag ihren 85. Geburtstag. Ihre Freundinnen bei sich daheim wie gewohnt mit Kaffee und Kuchen, Eierlikör und Eckes Edelkirsch zu bewirten, war wegen der Corona-Pandemie nicht drin. Also stattete das Geburtstagskind ihren Gästen einen kleinen Besuch ab.

Die Idee für die Spritztour durchs Dorf hatte Hedwig Herrmanns Sohn Rudolf. Er lieh sich ein weißes Cabrio, montierte auf der Motorhaube ein schönes gelb-weißes Blumengebinde und versah die Beifahrertür mit einem Schild: „Hedwigs 85.“ stand darauf, in Schönschrift. Außerdem informierte er die zu besuchenden Gäste. Seiner Mutter verriet er nur, dass sie eine kleine Ausfahrt machen würden.

Kurz nach 14 Uhr fuhr das Geburtstags-Cabrio bei Adelgunde Langheinz in der Narzissenstraße vor. Außer Langheinz warteten vorm Haus auch Uschi Hönle sowie Adelheid Koch, die Nachbarin rechter Hand. Trotz gehörigem Abstand von einander stimmten sie gemeinsam ein kleines Lied an, um ihrer Freundin „Viel Glück und viel Segen“ zu wünschen. Danach erklang Rex Gildo aus den Auto-Lautsprechern: „Alles Liebe zum Geburtstag“.

Hedwig Herrmann war ernsthaft überrascht, fand aber bald die Sprache wieder. Ihr Sohn habe sie gebeten, für den Ausflug etwas schönes anzuziehen. „Ich hab’ gedacht, der geht zum Fotografen mit mir, damit man später ein Bild für die Traueranzeige hat.“ – „Und dann noch mit Mundschutz!“, warf Adelgunde Langheinz ein, die wie Hedwig Herrmann jahrzehntelange Erfahrung beim Kiebinger Frauenbund und der legendären Frauenbund-Fasnet hat.

Rudolf Herrmann überreichte jeder der Freundinnen seiner Mutter eine Tüte mit Fasnetsküchle und ein Piccolo. Sekt Rosé aus der Flasche. „Zum Wohl“ rief fröhlich das Geburtstagskind.

Adelheid Koch, die wie Hedwig Herrmann und Adelgunde Langheinz Mitglied im örtlichen Trachtenverein ist, überreichte eine hochstämmige Balkonpflanze. Uschi Hönle gehört wie die anderen zu den Kiebinger Rosenmontags-Weibern, die in am Rosenmontag an den Haustüren im Ort schon in der Frühe für allerhand Schabernack sorgen. Sie hatte ihr Geschenk in einem Umschlag Langheinz zugesteckt. Die reichte es zusammen mit einem bunten Baumwoll-Mundschutz an Hedwig Herrmann weiter: auf der Fläche eines Hand-Nachbaus mit Latex-Handschuh, den sie am Ende eines Besenstiels befestigt hatte.

Weil der Stopp in der Narzissenstraße nur die erste von rund zehn Etappen der Geburtstags-Tour war, hieß es bald Abschied nehmen. „Bleibet g’sund“ rief das Geburtstagskind und winkte. „Zum Wohl!“

Die nächste Station war übrigens Trudel Eyth, die mit ihrem Mann sehr lange in Kiebingen das TAGBLATT ausgetragen hat und Keimzelle der Rosenmontags-Weiber war. Die hießen damals noch „die Zeitungs-Weiber“.

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Erstellt:
24.04.2020, 16:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 24sec
zuletzt aktualisiert: 24.04.2020, 16:30 Uhr

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