Kolumne „Querpass“

Schlitten ist das neue Klopapier

Was das Radfahren im sommerlichen Lockdown Nummer eins war, das ist das Schlittenfahren im winterlichen Lockdown Nummer zwei.

20.01.2021

Von MANUELA HARANT

Frau Holle hat es mit den Corona-geplagten Menschen gut gemeint und diesem Jahr besonders viel Schnee herunterrieseln lassen. Der tägliche Gang zum Rodelhang vor der Haustür – so man denn einen hat – ist für Eltern mit Kindern ohne Notbetreuung schon obligatorisch.

Allerdings führt das auch zu gewissen Engpässen: Was das Klopapier im Lockdown Nummer eins war, ist nun das Rutschgefährt auf Kufen: vor Weihnachten waren Rodel deutschlandweit nahezu ausverkauf und im Internet teils nur überteuert zu erhalten. Zumal das Gefährt im geschlossenen Einzelhandel zeitweise gar nicht zu bekommen war. Das führte kürzlich sogar dazu, dass der eine oder andere leidenschaftliche Schlittenfahrer ohne Untersatz wie ein Drogenabhängiger vor bayerischen Baumärkten herumlungerten und Inhaber eines Gewerbescheins bat, ihn als Begleitung mitzunehmen. Während nämlich bis heute vom Schwarzwald bis zur Alb nur Abholung gegen Bestellung möglich ist, dürfen Gewerbekunden jenseits von Donau und Iller ganz einfach in den Baustoffhandel hereinspazieren und mit Wunsch-Schlitten wieder herauskommen – aus rein unternehmerischen Gründen versteht sich. Was im sommerlichen Lockdown Nummer eins eben der Zweiradladen war, ist im winterlichen Lockdown Nummer zwei der Baumarkt.