Das Hinterteil der Universität

Schleppende Sanierungsarbeiten an der Neuen Aula müssen sich dem laufenden Betrieb anpassen

6,8 Millionen Euro werden in und hinter der Neuen Aula verbaut. Mit dem Ende der Sanierungsarbeiten wird im März 2019 gerechnet.

17.04.2018

Von Ulla Steuernagel

Oft scheint die Baustelle hinter der Neuen Aula verlassen, doch bis in knapp einem Jahr soll die Sanierung vollendet sein. Bild: Metz

Oft scheint die Baustelle hinter der Neuen Aula verlassen, doch bis in knapp einem Jahr soll die Sanierung vollendet sein. Bild: Metz

Der Ehrenhof der Neuen Aula macht dem Gebäude davor momentan keine große Ehre. Dass der Platz vor dem zentralen Universitätsgebäude Geschwister-Scholl-Platz heißt, wissen die meisten. Hinter dem klassizistischen Bau liegt der sogenannte Ehrenhof (siehe Infobox). Er ist derzeit eine unspektakuläre Durchgangsbaustelle.

Tritt man aus der Neuen Aula, gleicht die linke Seite dieses zur Hölderlinstraße gewandten Platzes einer Art Bombentrichter. Eine gar nicht so provisorisch erscheinende Holztreppe führt in die Baustelle hinein. In ihrem Inneren zeigt sich so wenig Bewegung, dass sich mancher schon fragt: „Was passiert hier eigentlich?“ Oder vielleicht auch: „Passiert hier überhaupt etwas?“

Wohin fließt das Geld?

Die Antwort darauf gibt das Amt Vermögen und Bau. Das Problem der etwas schleppend erscheinenden Bauarbeiten ist die Neue Aula. Sie benötigt eine umfassende technische Sanierung, die im Januar 2017 begann und voraussichtlich bis März nächstes Jahr dauern wird. Bis dahin soll der Ehrenhof äußerlich wieder im alten Zustand und der dreiflügelige Bau saniert sein.

Die Gesamtkosten für die Sanierung liegen bei 6,8 Millionen Euro, dies teilt der Leiter des Amtes Vermögen und Bau in Tübingen, Andreas Hölting, auf Anfrage mit. Das Geld fließt nicht so sehr in sichtbare Baumaßnahmen, sondern vor allem in die Technik des Gebäudes. Die Neue Aula benötigt eine neue Lüftungsanlage, neue Werkstätten für die technische Betriebsabteilung, die Aufzüge müssen überholt werden, und vor allem wird der Betrieb den geänderten Brandschutzbestimmungen angepasst. Bei Altbauten ist es nicht ganz leicht, diesen umfassenden Auflagen zu genügen. Zumal dann nicht, wenn es sich um ein eingetragenes Kulturdenkmal handelt.

In der Neuen Aula behilft man sich mit einer groß angelegten Sprinkler-Anlage. „Das Wasserreservoir dafür sitzt im Innenhof“, erklärt Hölting. Unter den abgezirkelten Grasflächen ist ein Haufen Technik und damit ordentlich Geld vergraben. Im Untergrund des Innenhofs befindet sich auch der unterirdische Abluftkanal für die Lüftung des Hauses und ein Notstromaggregat.

Die beiden Brunnen im Ehrenhof haben ihren Wasserbetrieb nicht erst seit Beginn der Bauarbeiten eingestellt. Die Brunnen sind lange schon für ein anderes Element zuständig. „Sie dienen“, so erläutert Hölting, „der Zuluftansaugung.“ Unter der Aufständerung der Schalen wird die Luft angesaugt und durch unterirdische Gänge ins Gebäude geleitet. Doch irgendwann sollen die Brunnen wieder sprudeln, verspricht Hölting. „Es wird aber noch ein paar Jahre dauern.“ Vorausschauend ist eine Brunnenstube bei den Sanierungsarbeiten vorgesehen. Aber auf Wasser umschwenken können die Brunnen erst, wenn auf dem Dach des Hauses eine Lüftungsanlage installiert wird. Wann das sein wird? „Das lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen“, so Hölting.

Prüfungen legen Bau lahm

Die Bauarbeiten könnten schneller voranschreiten, als sie es tatsächlich tun. Knapp sieben Millionen Euro ließen sich auch in einem kürzeren Zeitraum als in zwei Jahren verbauen. Aber es gibt ein juristisches Problem. Die Rechtswissenschaftler konnten ihr Institut nicht einfach den Arbeitern überlassen. Die Sanierungsarbeiten müssen sich dem laufenden Betrieb anpassen. „Wir haben manchmal tage- oder wochenlange Unterbrechungen“, sagt Hölting. Und: „Zu Prüfungszeiten geht gar nichts!“ Die Bauleitung nehme diese Einschränkungen sehr ernst, wohl wissend, dass es Ärger gibt, wenn Examenskandidaten gegen Baulärm kämpfen müssen.

Der Ehrenhof wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres fertig sein, das Ende der Sanierungsarbeiten ist jedoch erst im kommenden Frühjahr zu erwarten.

Wie kommt es zum Ehrenhof?

Warum heißt der Platz hinter der Neuen Aula „Ehrenhof“? Um wessen Ehre geht es hier? Um die Ehre der Gefallenen des Ersten Weltkriegs, an die eine Tafel im Inneren des Gebäudes erinnert? Oder sollte es sich dabei um einen Aufmarschplatz in nationalsozialistischer Zeit handeln?

Es gab den Ehrenhof schon früher, jedenfalls ist schon im Jahr 1931 von ihm die Rede. „In weiser Berechnung“ der Wirkung von Gebäude und Platz sei er, so die „Tübinger Chronik“ vom 25. April 1931, „gegen die Straße vertieft angelegt“. Zuvor war an dieser Stelle das sogenannte Silcher-Wäldchen mit einem Denkmal für den Komponisten. Ein „Ehrenhof“ kann der Platz erst seit der Errichtung der Erweiterungsflügel des zentralen Unigebäudes sein. Denn „Ehrenhof“ ist ein architektonischer Begriff und bezeichnet einen dreiseitig umschlossenen Empfangshof, wie er im französischen Schlossbau der Renaissance erstmals entwickelt und für barocke Anlagen charakteristisch wurde. Über den Hof waren die Schlösser nämlich nur Würdenträgern zugänglich. Ehrenhöfe werden auch in der Gegenwart noch gebaut, zum Beispiel zum Empfang von Staatsgästen, wie am Bundeskanzleramt in Berlin zu sehen.