Tübingen

Scheinbares Nichts

17.09.2020

Von Udo Halbscheffel, Tübingen

Ulla Steuernagel wurde 1984 im SCHWÄBISCHEN TAGBLATT vorgestellt als „Freie“ für alles und jedes, jetzt nach 36 Jahren verabschiedet Ulrich Janßen die Redakteurin, indem er ihr das „Ressort für alles und nichts“ zuordnet, ein Karriereknick? Mitnichten! Janßen will doch wohl sagen, dass „ust“ aus scheinbarem Nichts großartige TAGBLATT-Beiträge formte.

Am 2. April 2013 machte Ulla Steuernagel einen Hausbesuch bei der Gruppe 91 in der Tübinger Weststadt. Sie kam mit dem Fahrrad und hatte ihre Kamera dabei. Schon am nächsten Tag, mich beeindruckte ihre rasante Arbeitsweise, erschien ihr bebilderter Bericht über einen „Bunten Tupfer in grauer Umgebung“. Zwei ihrer „Übrigens“-Beiträge zeigen ihre Verbundenheit mit der Heimat. „Zo Fooß nach Kölle jonn“ (2014) weist auf ihre rheinländische Herkunft hin, und 2012 beklagt sie den Dornröschenschlaf des Tübinger Schlosses, Sitz ihrer Bildungsheimat: das Ludwig-Uhland-Institut. Als dessen langjähriger Direktor Hermann Bausinger im März 2017 seinen Schreibtisch und viele Archivalien durch Brand in der Biesingerstraße verlor, schrieb Steuernagel einen mitfühlenden Bericht über diese Misere, sehr lesenswert!

Ulrich Janßen rätselt, was Ulla Steuernagel mit ihrer vermehrten Freizeit im Ruhestand anfangen wird. Wir lesen hoffentlich im TAGBLATT nicht nur Nachrufe, sondern auch mal wieder ein „Übrigens“ von ihr. Vom Kauf eines E-Bikes würde ich abraten. Unterstützungsloses Radeln hält jung, alles läuft besser. Alles Gute!