Tübingen · Religion

Schalomgottesdienste: Seit vierzig Jahren für den Frieden

Seit dem Ostermontag 1981 gibt es Schalomgottesdienste in der Jakobuskirche. Jetzt wurde das Jubiläum gefeiert.

20.09.2021

Von janb

Es ist ein besonderer Gottesdienst. Nicht nur, weil Rückschau gehalten wird, sondern auch, weil die Schalomgottesdienste in der Jakobuskirche grundsätzlich anders sind als andere. „Das könnte den Herren der Welt ja so passen, wenn erst nach dem Tode Gerechtigkeit käme“ singen die ungefähr 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im ersten Lied des Abends.

Sie sitzen im Oval in der Jakobuskirche. Zwei Stuhlreihen, in der Mitte der schlichte Altar. Es hat etwas von einem gemütlichen Beisammensein. Der Gottesdienst ist nicht konfessionsgebunden. Hier geht es um Offenheit, um politische Information, darum nachzudenken. Auch über die Kirche selbst.

Es wird erzählt von Gottesdiensten, die buddhistisch, jüdisch und muslimisch geleitet wurden. „Wir erfanden uns neu, und erfanden auch die Kirche ein Stück weit neu“, sagt Angelika Weller, die seit der Gründungsphase an den Shalomgottesdiensten beteiligt ist. Hier könne über Politik und über Sorgen gesprochen werden.

In der Runde kommen viele zu Wort

Geleitet wird der Gottesdienst zwar von Mesnerin Hildegard Sossah, doch in der Runde kommen viele zu Wort. Gesprochen wird an diesem Abend vor allem über die Geschichte des Schalomgottesdiensts, die um die Zeit begann, als sich vor dem Hintergrund des Nato-Doppelbeschlusses die Friedensbewegung bildete.

Eigentlich hätte das Jubiläum schon im April begangen werden sollen, denn am 20. April 1981, am Ostermontag, gab es den ersten Schalomgottesdienst in der Jakobuskirche. Heute werden die Gottesdienste, bei denen für den Frieden gebetet wird, einmal im Monat gefeiert.

Die Gründung der Shalomgottesdienste hing eng mit der Aktion „Ohne Rüstung Leben“ (ORL) zusammen, die für eine friedlichere Welt eintritt und politische Veränderungen anstoßen will. Die Selbstverpflichtung der ORL „Ich bin bereit, ohne den Schutz militärischer Rüstung zu leben. Ich will in unserem Staat dafür eintreten, dass Frieden ohne Waffen politisch entwickelt wird“ unterzeichneten seit der Entstehung 1978 fast 30 000 Menschen.