Schlecker

Kommentar: Schaler Geschmack

Auf den ersten Blick mag es irritieren, dass die Kinder des früheren Drogeriemarkt-Königs Anton Schlecker ihre Gefängnisstrafe nicht komplett verbüßen mussten.

19.06.2021

Schließlich war das Verhalten von Lars und Meike Schlecker laut Urteil von reiner Geldgier geprägt – zu Lasten von Angestellten und Gläubigern. Doch juristisch betrachtet handelt es sich bei der vorzeitigen Haftentlassung um einen völlig normalen Vorgang. Die zuständigen Richter haben die Schlecker-Kinder nicht bevorzugt, sondern nur ihren Job gemacht und das entsprechende Gesetz angewendet.

Damit kann nach beinahe zehn Jahren endlich ein strafrechtlicher Schlusspunkt unter den Untergang des Schlecker-Imperiums gesetzt werden. Doch ein schaler Nachgeschmack bleibt. Der eigentliche Verantwortliche der Pleite, Anton Schlecker, kam mit einem blauen Auge davon – ohne Gefängnis. Und die rund 25 000 Mitarbeiter, die ihren Job verloren haben, warten bis heute auf ein aufrichtiges Zeichen der Reue. So ist die Geschichte von Schlecker auch die Geschichte eines persönlich gescheiterten Patriarchen, der nicht über seinen großen Schatten springen konnte.