0:0 gegen Klopps Liverpool: Der FCA beeindruckt in der Europa League

Saustarke Augsburger

"In Europa kennt uns keine Sau" - selbstironisch trat der FC Augsburg zum ersten Europa-League-Duell mit Liverpool an. Die Fuggerstädter bewiesen, dass sie dem englischen Spitzenklub Paroli bieten können.

19.02.2016

Von ARMIN GRASMUCK

Augsburg - Drei Stunden vor dem Anpfiff kassierten die Anhänger des FC Liverpool eine herbe Niederlage. Als sie auf dem Rathausplatz der Statue des Augsburger Stadtgründers Octavian einen roten Klubschal umbinden wollten, kam ihnen die Polizei dazwischen. Runter vom dem hohen Sockel, weg der Schal - und ab in die Arena.

Der Empfang dort war freundlich. "You never walk alone" - die Stadionregie servierte den 1200 mitgereisten Fans des englischen Traditionsvereins sogar ihre legendäre Hymne. Doch dann legten die Augsburger los. Mit hochgehalten Pappschildern verwandelten sie das mit gut 25 000 Zuschauern ausverkaufte Stadion in einen glanzvollen Fußballtempel aus Rot, Grün und Weiß. Der Stolz auf das größte Spiel der Klubgeschichte schwang in jeder Silbe mit, als die bayerischen Schwaben ihr stimmungsvolles Lied anstimmten.

Jürgen Klopp wusste genau, was auf ihn zukommt. Liverpools Teammanager bot seine beste Mannschaft auf - mit Profis der Kategorie internationale Spitzenklasse wie Philippe Coutinho, Daniel Sturridge und Kolo Touré. Doch die favorisierten Gäste schienen von der außergewöhnlichen Atmosphäre in der Fuggerstadt beeindruckt. Sie zeigten Respekt und fanden nur schwer ins Spiel. Ein Weitschuss von Henderson und ein Kopfball von Sakho, mehr war von den Reds in der ersten halben Stunde nicht zu sehen.

Dagegen versuchten die Augsburger in einem raffinierten Mix aus konzentrierter Arbeit in der Abwehr und schwungvollen Angriffen über die Flügel Akzente zu setzen. Feulner wirbelte mehrfach gekonnt auf der rechten Seite. Bobadilla, der mit großer Kampfeslust losgelegt hatte, musste bereits nach 23 Minuten vom Feld - ihm zwickte der Oberschenkel. Es kam Caiuby. Fehlpass von Liverpools Henderson auf dem Weg nach vorne. Kohr ging dazwischen und zog aus gut 20 Metern ab - nur knapp rechts am Tor der Engländer vorbei. Der FCA drehte richtig auf, mit schnellen, flachen Hereingaben von beiden Seiten: Riesenchance für Esswein, aus sieben Metern schoss er Torhüter Mignolet in die Arme, eine Minute kam er im Torraum nur einen Tick zu spät. Ohne Treffer, aber begleitet von den stehenden Ovationen der Zuschauer gingen die starken Augsburger zur Halbzeit in die Kabine.

Mit Vehemenz versuchten die Gäste zu Beginn der zweiten Hälfte das Kommando zu übernehmen. Schneller und präzise versuchten sie im Mittelfeld, den Ball zu passen. Liverpools Angreifer versuchten zudem, an der Strafraumgrenze der Augsburger intensiv zu stören. Glück für den FCA, dass Sturridge in der 54. Minute knapp an Milners Flanke vorbeirutschte. Die Augsburger Antwort kam prompt: Im Gegenzug ballerte Feulner aus 25 Metern knapp rechts am Tor der Engländer vorbei. Die Partie wurde schneller und bissiger. Was für eine Chance für Liverpool! Touré verpasste den Kopfball im Torraum, die Kugel prallte von Caiuby an das Bein von Verhaegh - Augsburgs Torwart Hitz schnappte sie sich auf der Torlinie. Liverpool drückte, doch der FCA schaffte es immer wieder, sich mit schnellen Gegenstößen zu befreien.

In der 68. Minute brachte Klopp einen frischen Stürmer - Origi für Sturridge. Kurz darauf hatte Hitz große Mühe, einen Flatterball von Moreno um den Pfosten zu lenken. Und dann die Augsburger: Flanke Esswein, Schuss Stafylidis, Caibuy fälscht im Sechzehner ab - vorbei. Die FCA-Anhänger raufen sich die Haare. Vier Minuten vor dem Schlusspfiff lag ihnen der Torschrei erneut auf den Lippen: Rückpass von Caiuby, Ji Dong-Won zog volley ab - an den Außenpfosten! Die Augsburger Arena stand Kopf. Es blieb beim 0:0. Die gute Gelegenheit, sich im Rückspiel am kommenden Donnerstag im Stadion an der legendären Anfield Road für das Achtelfinale qualifizieren zu können, hat sich der FCA redlich verdient.

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