10.000 Besucher an drei Tagen

Beim 13. Rock-of-Ages-Festival in Seebronn gab‘s alle Spielarten des Classic Rock auf die Ohren

Bands von Hard bis Heavy und von Metal bis melodisch und auch beim Kinderprogramm am Sonntag gab’s Hard Rock: Steineklopfen war angesagt.

29.07.2018

Von Andreas Straub

Die Stimmung war entspannt, das Festivalgelände voll, und dennoch hielt sich das Gedränge selbst direkt vor der Bühne in Grenzen. „Das ist sehr angenehm“, sagte Renata Laun aus Zürich. Das Wetter sei freilich ideal. Insgesamt haben über alle drei Tage hinweg rund 10.000 Gäste beim Rock of Ages gefeiert.

Laun besuchte bereits zum vierten Mal ihre Freunde Andrea und Helmut Geiger in Seebronn zum Festival. „Wir kennen uns aus dem Urlaub“, erzählte Laun. „The Sweet haben wir schon öfter gehört, die sind immer gut“, sagte Helmut Geiger. Bekannt ist die Band, die am Freitagabend zur besten Zeit (20 Uhr) auftrat, für Hits wie „Ballroom Blitz“ und „Love is like Oxygen“. Der Rückzug von den großen Bühnen steht indes bevor.

Besonders gut gefallen hat den meisten Festival-Besuchern am Freitagabend die Pink Floyd-Tribute Show der Echoes. „Die waren klasse auf der Bühne“, sagte Andrea Geiger. Aufwändig und sehr vielseitig sei der opulente Auftritt unter anderem durch das Streicherensemble gewesen. Als Gastkünstler waren Michael Sadler (früher Saga), Midge Ure (Ultravox), der am Sonntag noch einmal auftrat, und Geoff Tate (Ex-Queensryche) dabei.

Blues, Hard and Heavy Rock

Am Samstag eröffneten die Supernova Plasmajets mit Jenifer Crush als Frontfrau. Es folgten Lazuli aus Frankreich mit syntesizerbetontem Psychedelic Rock, Fozzy aus den USA mit Heavy Rock, Shakra aus der Schweiz mit melodischen Hardrock und The New Roses aus Wiesbaden mit bluesgeschwängertem Hardrock.

Mit Operation: Mindcrime brachte Geoff Tate das gleichnamige, mittlerweile 30 Jahre alte Konzeptalbum auf die Bühne. Er bekannte sich als Trump-Gegner und sprach sich gegen die aktuelle US-amerikanische Politik aus.

Nach den Quireboys trat mit Fish ein Altmeister auf, der eher ruhigere Töne anschlug. Der Ex-Marillion-Sänger im schwarzen T-Shirt mit Schal um den Hals eröffnete mit „I like to watch“ und sang später den Marillion-Klassiker „Kayleigh“. Fish präsentierte auch einige Songs aus seinem aktuellen Album „Weltschmerz“.

Volle Lotte am Samstagabend beim Rock of Ages. Die Quireboys aus England animierten mit ihrem vom Rhythm’n’Blues beeinflussten Hard Rock so manchen Fan zur Unterstützung mit der Luftgitarre. Bild: Franke

Volle Lotte am Samstagabend beim Rock of Ages. Die Quireboys aus England animierten mit ihrem vom Rhythm’n’Blues beeinflussten Hard Rock so manchen Fan zur Unterstützung mit der Luftgitarre. Bild: Franke

Politisch wurde Fish, als er sich gegen den Brexit und Theresa „fucking“ May aussprach. Er wolle nächstes Jahr wieder nach Deutschland kommen, sagte der Schotte. Dann solle auf der Flagge der Europäischen Union nur noch ein Stern für Schottland stehen, keiner mehr für das Vereinigte Königreich.

Noch etwas störte Fish. Auf Deutsch kritisierte er: „Niemand spricht über Horst.“ So ein Festival, das passiere nicht von alleine. Er animierte das Publikum, in die Hände zu klatschen. Alle riefen lautstark „Horst, Horst, ...“. Dem so geehrten Festival-Macher Horst Franz war das sichtlich unangenehm. „Ich mache, was mir Spaß macht“, sagte dieser. Vor 23 Jahren hat er mit dem Heavy-Metal-Festival „Bang your head“ in Balingen angefangen. Dort war es vor zwei Wochen genauso heiß wie jetzt in Seebronn. Seiner Crew und ihm selbst, so berichtete Franz, stecke das noch in den Knochen.

Eher etwas für Metal-Fans und Headbanger war der Auftritt des einstigen Accept-Frontmanns Udo Dirkschneider mit seiner Band Dirkschneider. Den Auftakt bildete eine Feuershow, E-Gitarren bauten Spannung auf. Die Band bediente sich reichlich aus dem Accept-Fundus und ließ es ordentlich krachen – Heavy Metal vom Feinsten. Mit starker Bühnenpräsenz und Stimmgewalt heizte Dirkschneider mit Accept-Evergreens wie „Balls to the wall“, „Fast as a shark“ oder „Metal Heart“ ein.

Ein Berg Hard Rock für die Kinder

Hunderte Kinder tummelten sich am Sonntagvormittag bei freiem Eintritt in Begleitung ihrer Eltern bis zum frühen Nachmittag auf dem Festivalgelände. Motto dieses Jahr: Steinzeit. „Am Freitag und Samstag waren nicht so viele Kinder da, heute geht es rund“, sagte Hubert Wellhäuser, der die Angebote im Kinderbereich koordinierte. Die zwei Dutzend Ehrenamtlichen im Alter von 14 bis 65 Jahren, die noch bis zum vergangenen Jahr die inzwischen abgeschaffte Kinderspielwoche in Ergenzingen betreuten, sind mit ihm zum Festival gegangen. „Wir sind eine tolle Gruppe, und damit wir zusammen bleiben, treffen wir uns jetzt in Seebronn“, so Wellhäuser.

Viele Kinder und deren Eltern kannte er schon von der Kinderspielwoche. Eine Hüpfburg war aufgebaut, Maltische standen bereit und es wurden Dinos gebastelt. „Der Pool ist uns in der Nacht von Freitag auf Samstag ausgelaufen“, berichtete Wellhäuser. Besonders beliebt: Mit Hammer und Meißel und einer Schutzbrille für die Augen die Versteinerungen aus Schieferplatten herausklopfen. „Ich habe schon mehrere Ammoniten gefunden“, sagte Sebastian Däuble (9) aus Eckenweiler. Er hat schon Klopf-Erfahrung von der Schwäbischen Alb. Für seinen Schulfreund aus der Grundschule Ergenzingen Robert van de Weyer (7) war alles neu: „Ich will eine große Versteinerung finden.“ Immerhin war es unter dem Sonnenschirm schattig. Alle Kinder stellten fest: Der tonnenschwere Ölschiefer-Berg wird in der Sonne ganz schön heiß.

Der Musikverein Seebronn spielte im Festzelt auf, bevor Volker Rosin mit seinem Programm „Tanzfieber“ auf der Bühne mit seinem Stück „Mit voller Kraft voraus“ loslegte. Arme hoch und mit den Füßen stampfen: „Ich bin euer Party-Kapitän.“ Die Kinder waren begeistert dabei, genauso beim karibischen Limbo-Tanz und nach einem „Tatü-Tata“ bei der „Feuerwehr-Gymnastik“.

Kleiner Mann, kräftige Stimme

Später traten auf der Festivalbühne Heavysaurus und Crystal Ball auf. Es folgte Midge Ure, der als Sänger von Ultravox berühmt wurde. Der kleine Mann, bald 65, hat immer noch eine sehr kräftige Stimme. Aber von der Begleitband kam teilweise nur Schlagzeug- und basslastiger Brei an. Manche der Hits („If I was“, „All stood still“, „Breath“, „Vienna“ und selbstverständlich sein Hit „Dancing with tears in my eyes“) waren erst beim zweiten Hinhören zu erkennen.

„Ich freue mich auf die Hooters am Schluss“, sagte Andrea Geiger. Von deren Show und Hits wie „Johnny B.“ sei sie schon beim Auftritt vor einigen Jahren begeistert gewesen. In Erinnerung geblieben ist vor allem ein Cover der englischsprachigen Band von „Sternenhimmel“ auf Deutsch – der perfekte Ausklang einer Freiluftparty vor dem großen Feuerwerk, das auch dieses Mal am Sonntag den Abschluss bilden sollte.