Tübingen

Ruhe bewahren

Bahnfahren ist immer wieder ein Abenteuer.

21.08.2018

Von Walter Neef, Tübingen

Am 16. August, einem sonnig-heißen Donnerstag, reiste ich zu einem 80. Geburtstag ins schöne Oberschwaben. Um 11 Uhr saß ich in der Bahn mit BW-Ticket und Vorfreude auf drei Stunden angenehmer Zugfahrt ohne Umsteigen bis Ulm. Die Klimaanlage funktionierte allerdings nicht! Macht weiter nichts, dachte ich, drei Stunden bei über 30 Grad kann man ertragen.

Mein ganz persönliches Problem begann kurz nach Balingen. Der Frühstückskaffee meldete sich. Die einzige Toilette des Zuges war aber aus technischen Gründen verschlossen. Bis Sigmaringen war das nicht weiter schlimm, doch der Druck, sowohl der physiologische als auch psychologische, nahm unerträgliche Ausmaße an. Jetzt galt es, die Ruhe zu bewahren. Eine Befreiung im Zug war ausgeschlossen. Bei einem Zughalt schnell hinaus zu hasten, erwies sich als unmöglich. Eine kreative Lösung musste her. Ich entleerte mein mit Erdbeeren gefülltes Twist-Off Glas. So konnte ich mich des allergrößten Druckes entledigen.

In Aulendorf ertönte dann die Durchsage: „Alle aussteigen, der Zug fährt aus technischen Gründen nicht weiter!“ Das kam mir entgegen, doch am Aulendorfer Bahnhof gibt es keine Toilette. Also landete der Inhalt meines Marmeladenglases auf den Schienen. Gut gelaunt stieg ich in den Zug nach Biberach, der allerdings an zwei Übergängen halten musste, da die Schranken nicht funktionierten! In Erolzheim, dem Ort des Geburtstags, kam ich mit dem Bus nach fünf Stunden Abenteuer an.

P.S. In Zukunft ist bei jeder Zugfahrt ein Glas dabei.