Landesgartenschau-Kommission: Nächste Woche kommt‘s drauf an

Rottenburg will mit einem ausgeklügelten Programm und Souvenirs einen guten Eindruck machen

Zweieinhalb Stunden lang wird die Fachkommission am Dienstag, 17. April, in Rottenburg sein. Entsprechend dicht ist das Programm, mit dem die Stadt zeigen möchte, was werden würde, wenn Rottenburg den Zuschlag für eine der drei Landesgartenschauen von 2026 bis 2030 bekäme.

14.04.2018

Von Hete Henning

Souvenir für die Kommissionsmitglieder: Die Dias im Plastikop, einem Minibildbetrachter, der früher meist die Form eines Fernsehers hatte, zeigen zehn Punkte aus Rottenburgs Landesgartenschau-Konzept. Bild: Schlüter

Souvenir für die Kommissionsmitglieder: Die Dias im Plastikop, einem Minibildbetrachter, der früher meist die Form eines Fernsehers hatte, zeigen zehn Punkte aus Rottenburgs Landesgartenschau-Konzept. Bild: Schlüter

Der Wunschtermin sei 2028, sagte Oberbürgermeister Stephan Neher am Donnerstag bei einem Pressegespräch. In jenem Jahr feiert die Diözese Rottenburg ihr 200-jähriges Bestehen. Kirche und Campus, Glaube und Forst sind wesentliche Bestandteile der Landesgartenschau-Konzeption, mit der die Stadt bei der Bewertungskommission punkten möchte. Das Besuchsprogramm am Dienstag beginnt denn auch mit einem kurzen geistlichen Impuls mit Bischof Gebhard Fürst um 9 Uhr in der Wallfahrtskirche im Weggental und endet auf dem Grill- und Spielplatz Schadenweiler am Rande des Rammerts.

Mit Kutschen durchs Weggental

Von der Wallfahrtskirche wird die sieben- bis elfköpfige Kommission per Pferd und Planwagen vorbei an den Weinbergen und Gärten im Weggental und die Weggentalstraße entlang in die Stadt kutschiert. Durch den Stadtgraben, wo bei der Landesgartenschau Theater, Römerausstellungen und Bürgergärten locken würden, und die Stadtlanggasse geht es weiter mit einem PS bis zum „Haus am Rammert“. Dort heißt es Aussteigen, denn Ziel ist nun das Schänzle, das für die Landesgartenschau in „Neckaruferpark“ umgetauft werden soll. Der Fußweg dorthin führt unter der Keplerbrücke hindurch. Von der Neckarpromenade aus sollen die Besucher einen Vorstellung von den schwimmenden Gärten bekommen, die dort einst blühen könnten – angedeutet durch die Flöße, die Schüler und Schülerinnen der Beruflichen Schule im März gebaut haben.

Neben Rottenburg haben sich Bad Mergentheim, Ellwangen, Ludwigsburg, Rottweil, Schramberg, Tuttlingen und Ulm um eine der drei Landesgartenschauen zwischen 2026 und 2030 beworben. Die Stadt habe die Veröffentlichung des Besuchsprogramms möglichst lange hinausgezögert, um zu verhindern, dass die Mitbewerber Ideen abkupfern, sagte Birgit Reinke vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit. Publikum ist am Dienstag sehr erwünscht.

In der Konzertmuschel im Schänzle (Ankunft laut OB Neher gegen 9.50 Uhr) führen Jungen und Mädchen der Carl-Joseph-Leiprecht-Schule das Landesgartenschaulied ihres Lehrers Patrik Hok auf. Der TV Rottenburg trägt mit einem getanzten „Gärtnerinnen-Flashmob“ zum Programm bei. Außerdem werden die Siegerbilder des Landesgartenschau-Malwettbewerbs prämiert und bei gutem Wetter auch gezeigt. 660 Kinder von zehn Rottenburger Grundschulen hatten sich an dem Wettbewerb beteiligt. Eine weitere Überraschung erwartet die Besucher am Beachvolleyballfeld im Schänzle. Dort werden Sprayer aus dem Jugendhaus Klause die Bande mit bunten Blumen und Bäumen besprühen.

Auf Schusters Rappen werden die Kommission und der städtische Begleittross den Neckar beim Flusskraftwerk überqueren, um an der Tübinger Straße in einen Oldtimer-Bus zu steigen. Der fährt sie vorbei am Schlachthof, der zu einem Kulturzentrum werden soll, und am Agip-Kreisel, der seit gestern mit rot-weißen Frühlingsblühern bestückt ist. Am Bahnhof, einem der großendessen Umfeld mittelfristig neu geordnet wird, sollen die Besucher einen schnellen Eindruck des zukünftigen Stadt-Entrées für Bahnreisende bekommen, bevor der Bus gen Dätzweg fährt. Dort ist unter anderem der noch im Werden begriffene „Garten der Begegnung“ zu sehen sowie viel Fläche für potenzielle Schau- und Wechselpflanzungen und ähnliches.

Die Stadt, sagte OB Neher, habe für die Landesgartenschau-Bewerbung „sehr aufwändige, aber auch effektive Werbung“ betrieben, die Resonanz und Akzeptanz in der Bevölkerung sei groß. Durch die Aufwertung des Schänzles etwa werde ein Gewinn generiert, der auch nach der Landesgartenschau bleibe. Die Investitionskosten seien zwar hoch, aber sie rentierten sich, so der OB. Das sei unter anderem in Horb und Nagold zu sehen, Städten, die bereits eine (Landes-)Gartenschau ausgerichtet haben.

Grüner Teppich für den Besuch

Das Gebiet rund um den Schadenweiler Hof mit der Forsthochschule soll – wenn Rottenburg den Zuschlag erhält – nach den Vorstellungen der Planer zu einem „Landschaftserlebnispark“ werden. Um die Kommission dort hinzubringen, werde die Stadt am Dienstag auf Höhe des Bayardwegs einen grünen Teppich über die Landesstraße 385 legen, verriet Birgit Reinke – als Andeutung der Fußgängerbrücke, die dort entstehen könnte.

Auf der anderen Straßenseite warten wieder die zwei Planwagen für den letzten Rest der Tour auf dem „Landschaftserlebnisweg“ zum Schadenweiler. Damit es rund um den dortigen Grill- und Spielplatz vor Leben brummt, hatte die Stadt den Schulen nahegelegt, dort am Dienstag ihren Wandertag zu verbringen. Das vom Organisationsteam koordinierte Programm geht von 10 bis 12 Uhr: Dozenten und Studierende der Forsthochschule erklären Feld und Wald, Kinder können Pferde striegeln und mit Alpakas spazierengehen, es gibt Vorführungen mit einem Holzrückepferd im Wald zu sehen, und Jagdhornbläser sorgen für die musikalische Umrahmung.

Je mehr Publikum an den Rand des Stadtwalds kommt, desto besser. Denn da solle die Atmosphäre des künftigen „Landschaftserlebnisparks“ spürbar werden, sagte der Oberbürgermeister. Damit niemand hungern muss, gibt es Würstchen vom Grill.

Guckis und Vesper vom Brett

Weil Liebe bekanntlich durch den Magen geht, bekommen auch die Mitglieder der Fachkommission etwas zu essen: Die Fahrt auf dem Planwagen bietet genügend Zeit für ein zünftiges Vesper mit regionalen Produkten, serviert auf hölzernen Picknick-Brettern.

Damit es bei der Kommission klickt macht, bekommt jedes Mitglied als Souvenir ein sogenanntes Plastikop, auch Gucki genannt, in Form einer Kamera: Im inneren verbirgt sich eine kleine Drehscheibe mit zehn Mini-Dias, die wesentliche Punkte des Rottenburger Landesgartenschau-Konzepts zeigen: den Neckaruferpark und die schwimmenden Gärten, den Stadtgraben, den Schlachthof, wie er einmal aussehen könnte.

Die Werbung für die Landesgartenschau-Bewerbung war laut Oberbürgermeister Stephan Neher sehr aufwändig und effektiv. Die Akzeptanz in der Bevölkerung sei groß, so Neher. Bild: Henning

Die Werbung für die Landesgartenschau-Bewerbung war laut Oberbürgermeister Stephan Neher sehr aufwändig und effektiv. Die Akzeptanz in der Bevölkerung sei groß, so Neher. Bild: Henning

Die Kommission und der Rottenburger Begleittross

Die Fachkommission, die in den kommenden zwei Wochen Städte besucht, die sich um eine Landesgartenschau beworben haben, besteht aus Vertretern des Landwirtschaftsministeriums, des Städte- und des Landkreistags sowie Landschaftsarchitekten. Die Kommission gibt nach der Begutachtung aller Städte eine Empfehlung ab. Die Entscheidung, welche Städte eine der drei Landesgartenschauen von 2026 bis 2030 ausrichten dürfen, trifft jedoch der Ministerrat.

Städtischerseits werden die drei Rottenburger Bürgermeister sowie Angelika Garthe (Stadtplanungsamt), Christina Gsell (WTG) und Birgit Reinke (Amt für Öffentlichkeitsarbeit) mit von der Partie sein. Zum Begleittross gehören außerdem Forsthochschulrektor Bastian Kaiser, Stefanie Wahle-Holoch (Bischöfliches Ordinariat), Alexander Köberle (Leiter der Abteilung Forst beim Landratsamt) sowie die drei Planer Berthold Schröder, Christian Wild und Sigurd Henne, die das Rottenburger Landesgartenschau-Konzept erarbeitet haben.