Formel-1-Champion Hamilton geht nach Hockenheim-Sieg entspannt in die Sommerpause – Sicherheitsrisiken greifbar

Rosbergs miese Urlaubs-Aussicht

Aufräumarbeiten in Hockenheim: Mercedes-Pilot Rosberg ist in der Sommerpause mit Wunden lecken beschäftigt. Hamilton kann Party machen.

02.08.2016

Von THOMAS GRUBER

Schwer angezählt: Nico Rosberg hat nach der Heim-Pleite von Hockenheim 19 Zähler Rückstand auf Lewis Hamilton. Foto: dpa

Schwer angezählt: Nico Rosberg hat nach der Heim-Pleite von Hockenheim 19 Zähler Rückstand auf Lewis Hamilton. Foto: dpa

Hockenheim. Was für ein Wochenende für die Freunde des Motorsports. Nach einem Jahr Pause gelang die Neuauflage des Großen Preises von Deutschland in Hockenheim zumindest dahin gehend, dass die Formel 1 einen schönen Auftritt in Nordbaden hatte. Ob es weitere Auflagen gibt, muss sich zeigen. Für 2018 hätte der Ring noch einen Vertrag. Sieger: Vor 57 000 Zuschauern triumphierte der WM-Führende Lewis Hamilton derart, dass bereits zur Halbzeit der gesamten Saison die Frage nach dem nächsten Champion schon geklärt scheint. Das glaubt zumindest die britische Presse. Der Daily Telegraph bemühte den Vergleich zu einer „Sonntagsfahrt auf einer deutschen Autobahn“,, bei der „die anderen einfach so Platz machen“.

Mercedes-Dauer-Konkurrent Nico Rosberg lieferte durch seine Schlafmützigkeit am Start jedenfalls die Steilvorlage für eine derartige Einschätzung. Die Bestätigung der bestehenden Hackordnung in der Silberpfeil-Hierarchie tat dem gebürtigen Wiesbadener richtig weh. Prognose: Die Schmerzen werden anhalten. Verlierer: Ferrari! Die Scuderia befindet sich in einem zumindest vor der Saison nicht für möglich gehaltenen Abwärts-Sog. Sebastian Vettel wirkt dünnhäutiger und deutlich kritischer als früher in seinen Ansagen. Prognose: Sollte es nicht zu wundersamen Veränderungen kommen nach der Sommerpause in vier Wochen in Spa, dann droht dem stolzen italienischen Rennstall beim letzten Europa-Auftritt – ausgerechnet beim Heimspiel in Monza (4. September) – der große Knall. Die sieben weiteren restlichen Rennen dieser Saison, weltweit verstreut, müssten dann in irgendeiner Anstandsform über die Show-Bühne gebracht werden. Entweder kommt der wundersame Befreiungsschlag, ansonsten ist eine Schlammschlacht nicht ausgeschlossen. Heimlicher Gewinner: Red Bull. Wie sich die österreichische Truppe eines Brause-Milliardärs mittlerweile wieder gefangen hat, das verdient Respekt. Interessant war in Hockenheim zu sehen, wie sich der Australier Daniel Ricciardo nach zwischenzeitlichen Problemen zur unumstrittenen Nummer 1 hochgedient hat. In sehr präsenter Lauer-Position fühlt sich Top-Talent Max Verstappen wohl, der das Zeug zu einem ganz Großen hat. Der Niederländer war am Wochenende auch Triebfeder dafür, dass doch zahlreiche niederländische Fans nach Nordbaden angereist waren. Damit wurde die Besucherzahl von 57 000 erreicht, was in der Gesamtabrechnung dennoch dürftig ist. Prognose für Red Bull: Noch nicht am Limit.

Risiken: Wie bereits berichtet, haben die Formel-1-Oberen um Promoter Bernie Ecclestone entschieden, auf das Sicherheitssystem namens „Halo“ aus optischen Gründen zu verzichten. Es gibt jedoch durchaus andere Risiken, welche in dieser Branche noch nicht genügend beleuchtet wurden. Angesichts der aktuellen Sicherheitsdebatten wurde zwar kurz über ein Rucksack-Verbot für Fans nachgedacht. Dies lässt sich jedoch kaum umsetzen, zumal ein Besucher, der einen Tag an der Strecke verbringt, Decken, Jacken, Sonnenschutz, Getränke und mitunter Vesper selbst mitbringen will.

Aber: Fotografen wurden im Rahmen des Deutschland-Grand-Prix' aufgefordert, Ausrüstungsgegenstände nicht entlang der Strecke unbeobachtet liegen zu lassen. Nicht aufgrund einer Vorsichtsmaßnahme wegen Diebstahls, sondern wegen der Angst, es könnte sich Bombenmaterial darin befinden. Dabei blieben wichtige Maßnahmen unbeachtet – ein Beispiel: Seit über einem Jahrzehnt lässt sich regelmäßig (mindestens) eine Person (Name der Redaktion bekannt) über den elektronisch gut überwachten Journalisten-Zugang einschleusen. Die zuständige Agentur „khpconsulting“ gewährte dieses Mal zwei Dauer-Akkreditierungen an diese Person, die schon vor Jahren aus dem deutschen Sport-Journalisten-Verband verbannt worden war. Besagte Person ist weder Sportredakteur noch knipst er professionell Formel-1-Fotos. Dennoch gelangt er überall hin im Fahrerlager. Die mit – was auch immer, zum Beispiel einer Bombe – gefüllte Umhängetasche, die nicht gecheckt wurde, hätte er jederzeit gleich wo, auch zum Beispiel unter Bernie Ecclestones Bus, ablegen können.