Dem Adrenalin sei Dank

Rope Skipping: Poltringerin Sarah Fader gewinnt Titel bei WM

Erst einen Monat vor der Weltmeisterschaft erfuhr die Poltringerin Sarah Fader, dass sie dort in Malmö (Schweden) teilnehmen durfte. Dann gewann die 18-Jährige dort auch noch. In einer Disziplin, auf die sie sich nicht einmal so intensiv vorbereitet hatte.

03.08.2016

Von Tobias Zug

93 Sprünge im „Triple Under“: Sarah Fader in Malmö. Bild: Paulsson

93 Sprünge im „Triple Under“: Sarah Fader in Malmö. Bild: Paulsson

Poltringen. Vor zwei Jahren war eine Poltringer Rope Skipping-Gruppe schon startklar für die Weltmeisterschaft. In Hongkong wurden diese ausgetragen. Die Poltringer hatte sich in einem Team mit Stuttgart qualifiziert. Kein Billigtrip, über Sponsoren hatte der SV Poltringen das Geld für den Flug zusammenbekommen. Doch dann wollten oder konnten die Stuttgarter den Trip nicht mitfinanzieren – und vorbei war auch für die Poltringer der Traum von der ersten Weltmeisterschafts-Teilnahme. „Mir hat das so leid getan für die damals“, sagt Poltringens Trainer Lothar Wütz-Botsch, „deshalb habe ich jetzt schier geheult, als ich mitbekommen habe, dass Sarah Weltmeisterin geworden ist.“

Über die deutschen Meisterschaften in Koblenz hatte sich Sarah Fader für die „World Rope Skipping Championships“ des Internationalen Rope-Skipping-Verbands (FISAC-IRSF) in Malmö qualifiziert. Aber kurz vor knapp: Als Achte wäre sie eigentlich nicht dabei gewesen. Doch einen Monat vor WM-Beginn meldete sich übers Internet ein Vertreter des Technischen Komitees im deutschen Verband bei Fader, dass sie jetzt doch nach Schweden dürfe. Der Verein organisierte und bezahlte daraufhin den Flug. Ihre Mutter und ihr Bruder begleiteten die 18-Jährige drei Tage in Malmö, das 2015 Schwedens Sportstadt war und seither eine große Sportanlage mit Hallen verfügt. In einer, der „Baltiska Hallen“, hatten die Poltringerin und ihre Konkurrenten aus 40 Ländern ihre Auftritte. In der Disziplin Speed 30s (in 30 Sekunden so oft als möglich über das Seil zu springen) belegte Fader den 18. Platz, in der Disziplin Speed 3 Minuten (in drei Minuten so oft wie möglich über das Seil zu springen) den 17. Platz. Und in der Disziplin Freestyle (eine Show) den 19. Platz. Ergab in der Gesamtwertung den 17. Platz.

Übers Kinderturnen

zum Rope Skipping

Was folgte, war als Einzelwettkampf die Disziplin „Triple Under“. Dabei schwingt das Seil bei einem Sprung in irrer Geschwindigkeit drei Mal unter den Füßen durch. Für diese Übung hatte Fader im Gegensatz zu den ersten Disziplinen kaum trainiert. „So 40, 50 Sprünge hatte ich da immer geschafft“, sagt Fader. In Malmö wurden es 93. „Das war wohl das Adrenalin“, erläutert die 18-Jährige. Keine ihrer Konkurrentinnen schaffte mehr, am nächsten kam Fader die Ungarin Eszter Krattinger mit 89. „In Ungarn wird Rope Skipping auch extrem gefördert“, sagt Fader, „auch in Belgien ist das fast ein Nationalsport wie Fußball, Hongkong hat eine Wahnsinns-Entwicklung gemacht.“

Umso glücklicher ist Fader deshalb, dass sie es als Deutsche in einer Disziplin auf den ersten Platz geschafft hat. Hierzulande hat Rope Skipping eher den Status eines Shows- oder belebenden Unterhaltungsprogramms. „Wenn ich sage, ich mache Rope Skipping, fragen mich manche immer noch: ’Was ist das?’“, berichtet Fader, „ich antworte dann: ’Seilspringen‘ – ‚Ah, Seilspringen…!’“ Im Grundschulalter voltigierte die Poltringerin und war im Kinderturnen. Ihre Übungsleiterin war die Ehefrau von Lothar Wütz Botsch, die Fader animierte, doch mal zu ihm ins Rope Skipping-Training zu gehen. Fader: „Das hat dann gleich so Spaß gemacht, dass ich nur noch das machte.“ Fast jeden Tag neben den zwei Trainingseinheiten pro Woche übt und übte Fader mit dem Seil. „Sie hat sich so entwickelt in den vergangenen Jahren“, sagt Lothar Wütz-Botsch, „das kann man sich gar nicht vorstellen!“

Kurz vor den „World Championships“ hat Fader ihr Abitur am Tübinger Wildermuth-Gymnasium gemacht. Zurzeit betreut sie Kinder im Feriencamp der TSG Tübingen. Danach fliegt sie für mehrere Wochen nach Neuseeland. Lothar Wütz-Botsch will ihr im Namen des Vereins vor dem Abflug etwas schenken für ihren Titel, weiß aber noch nicht was. Sarah Fader weiß jedenfalls, was sie auf jeden Fall mitnimmt nach Downunder: „Ein Seil.“