Effizient sollte es schon sein

Ritter Solar und Grüne wollen dem Markt für erneuerbaren Wärme helfen

In Zeiten billigen Öls ist es nicht einfach, Heizsystem mit regenerativen Energien wie Pellets oder Solarthermie zu verkaufen. Der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin und der Unternehmer Moritz Ritter tauschten dazu Ideen aus.

10.03.2016

Von Mario Beisswenger

Einen handsignierten Kollektor hinterließ Ex-Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Mitte) gestern bei Ritter Solar in Dettenhausen. Zur Wahlkampfunterstützung des grünen Parteifreundes Daniel Lede Abal (rechts) ließ er sich von Moritz Ritter die Kollektor-Fertigung im Gewerbegebiet Kuchenäcker zeigen. Bild: Sommer

Einen handsignierten Kollektor hinterließ Ex-Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Mitte) gestern bei Ritter Solar in Dettenhausen. Zur Wahlkampfunterstützung des grünen Parteifreundes Daniel Lede Abal (rechts) ließ er sich von Moritz Ritter die Kollektor-Fertigung im Gewerbegebiet Kuchenäcker zeigen. Bild: Sommer

Dettenhausen. In der Familie sind sie Überzeugungstäter, was die Investitionen in eine erneuerbare Energieversorgung angeht. Das sagte Moritz Ritter den beiden grünen Politikern, die ihn im Werk in Dettenhausen am Mittwochnachmittag besuchten. In der Woche vor dem Wahlsonntag hatte Daniel Lede Abal sich mit dem früheren Bundesumweltminister Jürgen Trittin noch ein Schwergewicht eingeladen.

Es ging natürlich darum, wie die Politik dem Unternehmen helfen könnte. Schließlich brach der Solarthermie-Markt seit 2008 um die Hälfte ein. Was könnte was bringen? Eine Kohlendioxid-Steuer? Steuerliche Anreize zur Umrüstung auf Erneuerbare auch bei der Wärmeversorgung? Ein Effizienz-Label für Solarkollektoren ähnlich der Kennzeichnung für sparsame Kühlschränke? Ein Solarthermie-Förderprogramm für kleine Anlagen auf dem Einfamilienhaus?

Es entspannte sich da eine ganz muntere Diskussion zwischen dem elder statesman Trittin und dem gerade in die Geschäftsführung von Ritter XL Solar eingetretenen Moritz Ritter.

Ritter plädierte zunächst für eine CO2-Steuer. „Wir wollen gar keine bestimmte Technik fördern, sondern das Klima retten.“ Die Forderung viel ihm umso leichter, als nach den Zahlen, die ihm auch zwei Vertriebschefs zulieferten, seine thermische Solaranlagen zu den effizientesten Energiegewinnern zählen.

Trittin, geprüft in den Entrüstungsstürmen nach Einführung minimaler Energiesteuern unter der ersten rot-grünen Bundesregierung, konnte dem Vorschlag wenig abgewinnen und er sah auch, gerade nach der damaligen Erfahrung, niemand mehr, der so etwas politisch durchsetzen wollte.

Er hätte jetzt mehr Lust, an Subventionen ranzugehen. Die Steuerfreiheit auf Öl für die Grundstoff-Industrie streichen, natürlich das Dienstwagen-Privileg reduzieren und möglichst keine neuen Subventionen aufbauen.

Wenn Förderung dann über Abschreibungen. Effiziente Heizanlagen mit steuerlichen Anreizen könnten was bewegen. Das müsste eigentlich fast ein Selbstläufer sein und irgendwie konnte er sich auch nicht so recht erklären, warum das – nach seinen Angaben – die bayerische Landesregierung geknickt habe.

Durch kluge Förderung der erneuerbaren Wärmeversorgung besonders im Bestand könnte bis 2030 rechnerisch so viel Gas eingespart werden, dass Deutschland von Lieferungen aus Russland unabhängig wäre. „Warum wir uns da nicht bewegen, verstehe ich nicht.“ Russland sei ja ein zuverlässiger Lieferant. Aber man könne im Zweifel dann halt auch drauf verzichten.

Die Ritterleute setzten mehr darauf, den Verbrauchern klar zu machen, wie effizient so ein Solarkollektor ist, der in Dettenhausen in wesentlichen Teilen gefertigt und zusammengesetzt wird. Da sei es oft günstiger, auf dicke Fassadendämmung zu verzichten und sich lieber für umsonst die Wärme vom Dach einzufangen.

Ritter Solar legt ein eigenes Förderprogramm für kleine Solaranlagen auf, die zu klein sind für das vom Bund getragene Programm. Und Ritter hat ein Effizienzlabel für Kollektoren entwickelt. Am liebsten wäre der Firma eine Art Tüv, der regelmäßig prüft, wie wirtschaftlich eine moderne Heizanlage mit Brenner, Speicher und Kollektor denn wirklich arbeitet.

Die Botschaft, dass die Zeit des billigen Öls endlich ist, komme doch immerhin an, meinte Wendelin Heinzelmann vom Vertrieb der Heizungsanlagen, die Ritter unter der Marke Paradigma vertreibt. „Die Anfragen nach Pellets-Heizungen sind nicht weniger geworden.“ Wenn man es jetzt noch schaffen würde, die Verbraucher zu überzeugen, „dass sie das mit billigem Öl eingesparte Geld nicht in einen schönen Urlaub stecken, sondern in eine neue Heizung investieren, dann wäre viel gewonnen“.

Die Ritter-Solar-Gruppe

Unterm Dach der Ritter Energie- und Umwelttechnik, Hauptgesellschafter sind Marli Hoppe-Ritter und Alfred Ritter mit Familie, gibt es drei Unternehmensbereiche. Einer ist die Fertigung von Vakuumröhren-Kollektoren im Werk in Dettenhausen. In dem Segment ist Ritter der größte europäische Hersteller.

Geliefert werden die Röhren an andere Heiztechnik-Anbieter und an die Paradigma GmbH, die selbst zu Ritter gehört. Paradigma bietet Komplettlösungen von Brenner, Speicher und Solarkollektor. Eine Brenner-Fertigung gibt es nicht mehr in Dettenhausen.

Dritter Unternehmensbereich ist Ritter XL Solar, die Großanlagen plant. Jüngstes Projekt ist die bislang größte deutsche Solarthermie-Anlage in Senftenberg in der Niederlausitz mit einer Fläche von 8300 Quadratmetern in einem früheren Braunkohle-Tagebau.

Ende letzten Jahres beschloss Ritter, Paradigma und XL Solar vom Standort bei Karlsruhe nach Dettenhausen zu verlegen. Zu den dort jetzt 80 Beschäftigten sollen dann nochmal so viel dazu kommen.