Bildung

Ringen um die Schulöffnung

Erneut kündigt die Landesregierung mögliche Lockerungen für Kitas und Grundschulen an. Die Entscheidung soll kommende Woche fallen.

21.01.2021

Von Axel Habermehl

Kehrt in die Grundschulen bald das Leben zurück? Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Kehrt in die Grundschulen bald das Leben zurück? Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Wer am Dienstag auf die Ansprache von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu den neuesten Corona-Beschlüssen wartete, brauchte Geduld. Ursprünglich war ein Statement des Grünen-Politikers nach der Konferenz der Regierungschefs von Bund und Ländern für 18 Uhr angekündigt. Das wurde erst auf 19?Uhr verschoben, dann auf 20?Uhr, dann nochmal und nochmal. Am Ende war es fast 22 Uhr, als Kretschmann ans Rednerpult trat und die Maske absetzte.

Zu Beginn verbreitete der Ministerpräsident Zuversicht. Der seit Wochen herrschende Lockdown wirke. Das exponentielle Wachstum der Neuinfektionen sei gebrochen. In Krankenhäusern entspanne sich die Lage etwas. Doch gebe es keine Entwarnung. Die neuen, offenbar viel ansteckenderen, durch Mutation entstandenen Virus-Varianten seien bedrohlich. Gegen sie müsse man sich wappnen. Dazu müsse man die Infektionszahlen „so schnell wie möglich und so weit wie möglich runterkriegen“.

Der größte Streitpunkt

Daher sei beschlossen worden, den Lockdown bis 14. Februar zu verlängern und zu verschärfen. Dann begann Kretschmann, die einzelnen Maßnahmen aufzuzählen. Nach zehn Minuten kam er zu jenem Punkt, der ihm vorige Woche Anlass war, eine vorgezogene Bund-Länder-Konferenz zu fordern: Schulen und Kitas.

Seit Beginn der Pandemie ist deren Schließung eine der umstrittensten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung: Die einen wollen am liebsten in größter Vorsicht alles schließen, andere plädieren angesichts der Folgen für Ausnahmen für Kinder.

Kretschmann zählte lange zum Lager der Vorsichtigen. Als andere Ministerpräsidenten in der Vergangenheit irgendwelche Öffnungen forderten, warnte er. Doch bei den Schulen steht Kretschmann unter großem Druck. Nicht nur fordern viele Eltern Präsenzunterricht und die Wirtschaft Betreuung für Kinder von Berufstätigen. Auch sitzt Kretschmann seine Kultusministerin und Herausforderin bei der Landtagswahl, Susanne Eisenmann (CDU), im Nacken.

Schon vor Wochen forderte sie Öffnungen von Kitas und Grundschulen unabhängig von Infektionszahlen, seitdem erhöht sie beständig den Druck. Anfang Januar, nach der bisher letzten Bund-Länder-Konferenz, schien Kretschmann nachzugeben. Die Öffnung von Kitas und Grundschulen zum 18.?Januar seien das Ziel, falls es mit Blick auf die Infektionszahlen vertretbar sei.

Vorige Woche dann trat er wieder auf die Bremse: Die Infektionszahlen seien noch zu hoch. Eisenmann setzte prompt nach, erklärte klar: Sie hätte sich eine Öffnung gewünscht.

Dienstagabend lief es ähnlich. Kretschmann trägt zwar den Bund-Länder-Beschluss mit, der eine Verlängerung der aktuellen Maßnahmen samt „restriktiver Umsetzung“ vorsieht, was insbesondere Kanzlerin Merkel wichtig war. Doch in seinem Statement stellte Kretschmann Kita- und Grundschul-Öffnungen zum 1.?Februar in Aussicht – wieder mit dem Zusatz „wenn die Infektionslage dies zulässt“. Eine Entscheidung werde er kommende Woche mit Eisenmann treffen.

Anschließend telefonierte er mit ihr, am Mittwochmorgen nochmal. Tenor: Wenn die Zahlen nicht steigen, wird Anfang kommender Woche eine Öffnung in Stufen verkündet. In der ersten Februarwoche könnten Kitas öffnen und an Grundschulen die Klassen 1 und 2 freiwillig kommen, sagte Eisenmanns Sprecher am Mittwoch. Sie bekämen dann in geteilten Klassen mit Abstand Präsenzunterricht. In der Woche darauf wären sie wieder daheim, die Klassen 3 und 4 in der Schule. Dann sind eine Woche Ferien.

Danach könnten, Schritt für Schritt, auch weiterführende und berufliche Schulen öffnen, gegebenenfalls im Wechselbetrieb, wie er letztes Jahr zwischen Pfingst- und Sommerferien schon praktiziert wurde. Die Konzepte lägen vor, sagte Eisenmann und betonte: „Ich freue mich, dass wir den Familien in Baden-Württemberg eine Perspektive aufzeigen können, um sie in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.“

KMK-Chefin sieht keine Gefahr für Abi-Termin

Beim heiß diskutierten Thema Abitur zeigt sich die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), optimistisch, dass die Prüfungen wie vorgesehen stattfinden können. Das war auch in der ersten Corona-Welle im vergangenen Frühjahr bei geschlossenen Schulen der Fall. Deshalb sind, auch für alle anderen Abschlussklassen, bereits jetzt Ausnahmeregeln für Präsenzunterricht in Schulen möglich. - dpa

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Erstellt:
21.01.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 55sec
zuletzt aktualisiert: 21.01.2021, 06:00 Uhr

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