„Riesenproblem“ mit Russlands Volleyballern

Russlands Volleyballer schmettern sich zum ersten Sieg in Rio de Janeiro – die deutsche Mannschaft schaut frustriert zu. Oder auch nicht.

09.08.2016

Von SID

Rio de Janeiro. Vital Heynen könnte sich im Urlaub entspannen. „Ich sitze am Pool. Die Sonne scheint, es sind 25 Grad“, sagt der Trainer der deutschen Volleyballer. Doch tiefe Ruhe stellt sich nicht ein. Ab und an zwickt es im Magen, die Gedanken kreisen: Dass die Russen am Olympia-Turnier teilnehmen dürfen, seine Spieler aber nicht, macht ihn traurig und wütend. Er kann die Spiele deshalb nur schwer ertragen – das Internationale Olympische Komitee (IOC) und dessen Präsidenten Thomas Bach kritisiert er hart. „Der IOC-Präsident ist doch Deutscher! Ihr seid doch sonst immer so korrekt und ethisch. Damit komme ich einfach nicht klar“, sagte der Belgier gestern. Er habe ein „Riesenproblem“ damit, „dass ein Land nach diesem Dopingskandal überhaupt teilnehmen kann. Man muss doch etwas gegen Russland machen! Das ist jenseits aller Grenzen des ethischen Sports.“ Und er klagte: „Die Paralympics schaffen es doch auch, Russland rauszuwerfen.“

Vom ersten russischen Männer-Spiel gegen Kuba (3:1) hat Heynen sich „nur das Ergebnis“ angeschaut. „Es ist nicht so einfach für den Kopf. Wir waren zweimal fast bei Olympia, erst in der Qualifikation und dann durch die Dopinggeschichte. Der Schmerz ist stark“, sagte er. Er fühle sich „nicht um die Olympia-Teilnahme betrogen“, aber es blieben viele Fragen. „Wir hatten unsere Chance, es sportlich zu schaffen. Aber dann stehen acht Volleyball-Dopingfälle im McLaren-Report, da macht man sich Gedanken...“

Jörg Ziegler, Generalsekretär des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), hätte sich auch härtere IOC-Maßnahmen gewünscht. Ihm geht es um das System: „Ich bin verärgert und habe auch großes Unverständnis, wie mit dem Dopingproblem in Russland umgegangen wird.“ Er betont: Als die deutsche Mannschaft im Januar in Berlin im Halbfinale des Quali-Turniers gegen Russland verlor (1:3), war auch nicht alles sauber. „Da war ein Sportler, der positiv auf Meldonium war“, sagte er, „aber da gab es noch keine Grenzwerte.“ Wäre die russische Mannschaft ausgeschlossen worden, hätte das deutsche Team für Rio de Janeiro eventuell nachrücken können. Heynen schmerzt es nun „am meisten für die Spieler meiner Mannschaft, die nie bei Olympia waren und es vielleicht auch niemals dorthin schaffen werden. Olympia ist das Schönste auf der Welt.“