Doha/Reutlingen

Afghanistan: Reutlingen nimmt Ortskräfte auf

OB Thomas Keck und Landrat Ulrich Fiedler haben auf Bitten von Reporter Wolfgang Bauer schnell gehandelt.

02.09.2021

Von dem

Wolfgang Bauer auf dem Flughafen in Kabul. Privatbild

Wolfgang Bauer auf dem Flughafen in Kabul. Privatbild

Am Montag hat der Reutlinger Journalist und „Zeit“-Reporter Wolfgang Bauer dem TAGBLATT vier Worte der Erleichterung auf WhatsApp übermittelt: „Wir haben sie rausgebracht!“ Gemeint sind afghanische Ortskräfte und Helfer, für die sich unter anderem Bauer eingesetzt hat. 25 von ihnen werden nun in Reutlingen aufgenommen.

Oberbürgermeister Thomas Keck reagierte umgehend, als Bauers Hilferuf bei ihm einging. Gemeinsam mit Landrat Ulrich Fiedler leitete er innerhalb kürzester Zeit die Aufnahme der 25 Menschen ein.

Bauer hatte Keck von Doha aus geschrieben, dass es ihm in allerletzter Sekunde gelungen sei, mit der Aktion „Kabulluftbrücke“ afghanische Ortskräfte aus Kabul ausfliegen zu lassen. Darunter seien auch alle Mitarbeiter der Wochenzeitung „Die Zeit“, die Familie seines Übersetzers sowie die Familie eines weiteren Mitarbeiters, der vor wenigen Wochen von den Taliban erschossen worden sei. Die 25 Personen, die meisten davon kleinere Kinder, seien nun auf dem Weg zur Militärbasis Ramstein. Die Aufnahme nach Paragraph 22 des Aufenthaltsgesetzes sei vom Auswärtigen Amt zugesichert.

Keck, der eigentlich gerade im Urlaub weilt, nahm sofort Kontakt zum Landrat auf. Darüber, dass diesen Menschen, die nach der Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan um ihr Leben fürchten, umgehend geholfen werden müsse, waren sich beide sofort einig. Sie verständigten sich daher auf ein gemeinschaftliches Vorgehen der Stadt und des Landkreises, das den Menschen eine sofortige Aufnahme ermöglicht.

Der Kreis, der für die vorläufige Unterbringung zuständig und somit erste Anlaufstelle ist, nimmt die Ortskräfte formal auf, damit sie nahtlos in die Anschlussunterbringung wechseln können, die wiederum in die Verantwortung der Stadt fällt. Wo die geflüchteten Mitarbeiter deutscher Medien und ihre Angehörigen unterkommen, steht fest: Vorläufige neue Heimat wird eine Gemeinschaftsunterkunft in einem Stadtbezirk.