Repariert und aufgemöbelt

Der Bodelshäuser Marvin Werner macht alte Geräte wieder fit

Ob Balkenmäher, Trabbi oder Getreidemühle: Marvin Werner aus Bodelshausen sammelt alte Geräte und bringt sie wieder zum Laufen. Die Leidenschaft für Technik und ihre Geschichte liegt in der Familie.

17.01.2019

Von Jürgen Jonas

Verstand für die Funktionsweisen altertümlicher Maschinen: Marvin Werner in seiner Werkstatt in Bodelshausen.Bild: Uli Rippmann

Verstand für die Funktionsweisen altertümlicher Maschinen: Marvin Werner in seiner Werkstatt in Bodelshausen.Bild: Uli Rippmann

Was entwickelt sich da in Bodelshausen in einem Haus an der Bahnhofstraße? Ein Technikmuseum wächst heran, Oldtimer aller Art stehen zur Aufmöbelung bereit, uralte Werkzeug und Apparaturen finden sich in Schuppen und Werkstatt.

Seit dreizehn Jahren – „so in etwa“ – sammelt Marvin Werner. Als er nämlich fünf Jahre alt war, hat sein Vater Harry ihn zu ausgedehnten Museumsbesuchen mitgenommen. So ist sein Interesse für die Technik und ihre Historie geweckt worden – und wach geblieben. Jetzt ist der gelernter Elektriker 18, arbeitet in Rottenburg bei einer Firma, bei der auch sein Vater angestellt ist.

Stolz zeigt er seine Schätze und erläutert, wie sie funktionieren, wofür sie eingesetzt wurden, woher sie stammen. Da ist ein Balkenmäher der Firma Gutbrod aus dem Jahr 1920, den er in Arbeit hat. Er kommt aus Bodelshausen, von einer 95-jährigen Landwirtin hat er ihn bekommen. Das Gerät war lange dem Regen ausgesetzt, Werner hat sich vorgenommen, es so zu richten, dass er als fast neu durchgehen kann. Er hat den Apparat auseinander genommen, die Teile mit Stahlwolle und Sandstrahlgebläse sauber geputzt und alles neu aufgebaut. So verfährt er mit all seinen Stücken. „Ich lasse nichts irgendwo machen“, sagt der Technikkundige, alles, was nötig ist, bewältigt er allein. Beweist dabei einen feinen Verstand für die Funktionsweisen der altertümlichen Maschinen, die er geölt wieder ins Laufen bringt.

So wird es auch dem Einachsschlepper der Irus-Werke Dußlingen ergehen, der einst im Schwarzwald im Einsatz war. Oder dem historischen Schlauchwagen, Baujahr 1910, den Werner von einer bayerischen Jugendfeuerwehr „gegen eine Spende“ bekam. Oder der schönen Getreidemühle, die dem Rost ausgesetzt war. Oder der elektrischen Kettensäge aus dem Jahr 1930.

Werner verfügt für Reparaturen über eine gutsortierte Ersatzteilesammlung und ein großes Werkzeugarsenal, etwa mit zahllosen Schraubenschlüsseln. Teilweise sind es Erbstücke des Großvaters, der ein Tüftler war und auch Patente anmeldete.

Unübersehbar ist die Autoflotte, die der Technik-Enthusiast zusammengebracht hat. Dazu gehört ein 300-er Mercedes, T 123, oder ein Golf 1 GTI, Baujahr 1978, mit „Sportvollausstattung und originalen Recaro-Sportsitzen“. Durch einen Zufall hat er dieses Gefährt in einer Scheune aufgespürt. Oft sind die Besitzer froh, wenn sie die Blechkisten an den Liebhaber abgeben können, der sich dann um den Abtransport kümmert. Mittlerweile unterhält er Verbindungen zur „Trabbi-Vereinigung Zwickau“, denn auch die DDR-Automarke Trabant gehört zu den Objekten seiner Sammelbegierde: Unter anderem ein „Kombi universal“ und ein „de luxe“ aus Beständen der dortigen Feuerwehr gehören zu seiner Sammlung.

Und was ist das eigentlich? Sieht man doch. Ein Matratzenstopfgerät, in Gönningen gefunden und nach Bodelshausen transportiert. Ein weiteres Spezialgebiet: Kopfhörer aus den Jahren 1890 bis 1950, wie sie beim Funken oder in der frühen Zeit des Radios in Gebrauch waren. Davon sind etwa 200 in seinem Besitz.

Beim Sammeltrieb handle es sich um eine Familienleidenschaft, sagen Vater und Sohn. Beide haben sie mit Mössingens ehemaligem Museumsleiter Hermann Berner und dessen Nachfolgerin Franziska Blum zusammengearbeitet, indem sie Objekte für Ausstellungen zur Verfügung gestellt haben. Auch mit den Heimatgeschichtlichen Sammlungen in Bodelshausen und mit Heimatforscher Gerhard Kittelberger und dem Museum in der Sattlergasse in Ofterdingen stehen sie in Kontakt. Vater Harry sammelt „Heimatdokumente“ aller Art, Fotografien, Postkarten, Briefe, Zeitungsausschnitte.

Historische Aufnahmen vom Gomaringer Schloss fielen ihm in die Hände, auch ins Kreisarchiv hat er schon Dokumente abgegeben. Immer ist er auf der Suche, um zu erfahren, „wie sich Geschichte abgespielt hat“. Sie sind Stammkunden in Mössingen, bei Andrea Ayen kann man beiden begegnen, in deren „Drunter und Drüber“-Laden in der Karl-Jaggy-Straße. Aber auch bei Thomas Leon Heck in der Dußlinger „Kunsthalle“ untersuchen sie regelmäßig die Bestände auf Brauchbares. Sie fahren zusammen auf Oldtimerschauen, ob in Neckarsulm oder Mannheim, besuchen Flohmärkte und Technikmessen, grasen entsprechende Angebote im Internet oder in Fachzeitschriften ab, halten Kontakt zu anderen Sammlern.

Was einmal genau aus dem Fundus werden soll, weiß Marvin Werner noch nicht genau. Jedenfalls sind die Fundstücke aus der Technikgeschichte bei ihm in guten Händen.

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Erstellt:
17.01.2019, 00:30 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 05sec
zuletzt aktualisiert: 17.01.2019, 00:30 Uhr

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