Altersversorgung

Rente mit 63 ist beliebt

Die normale Regelaltersgrenze wird schrittweise auf 67 Jahre erhöht. Doch jeder Zweite nutzt die Möglichkeit, vorzeitig in Rente zu gehen.

25.11.2020

Von DIETER KELLER

Berlin. Eigentlich ist es das Ziel der Rentenpolitik, das Rentenalter schrittweise auf 67 Jahre zu erhöhen. Doch schon mit 63 in Rente zu gehen, erfreut sich anhaltend großer Beliebtheit. Im vergangenen Jahr nutzten fast 460?000 ältere Arbeitnehmer die Möglichkeit, sich vor dem Erreichen der Regelaltersgrenze in den Ruhestand zu verabschieden. Das waren 56 Prozent aller Altersrentner, ist dem Rentenversicherungsbericht 2020 der Bundesregierung zu entnehmen, den das Bundeskabinett am Mittwoch beschließen soll.

Besonders gerne wird weiter die Möglichkeit genutzt, ohne Abschläge vorzeitig Rente zu beziehen: Davon machten 253?000 Frührentner Gebrauch. 2017 waren es erst 237?000. Voraussetzung dafür ist, dass sie mindestens 45 Jahre lang Rentenbeiträge gezahlt haben. Allerdings wird diese Altersgrenze stufenweise auf 65 Jahre angehoben. Der Jahrgang 1955, der in diesem Jahr den 65. Geburtstag feiert, kann die „Altersrente für besonders langjährige Versicherte“ erst mit 63 Jahren und 6 Monaten bekommen. Der Jahrgang 1960 muss bis 64 plus 4 Monate warten.

Doch auch viele, die nicht auf so viele Berufsjahre kommen, verabschieden sich vorzeitig vom Arbeitsplatz, obwohl sie dafür eine geringere Rente in Kauf nehmen. Im letzten Jahr waren es knapp 152?000. Auch wer auf 35 Versicherungsjahre kommt, kann schon mit 63 Rente bekommen. Allerdings wird sie für jeden Monat des vorzeitigen Bezugs dauerhaft um 0,3 Prozent gekürzt. Für den Jahrgang 1955 beispielsweise liegt die Regelaltersgrenze bei 65 Jahren und 9 Monaten. Wer sich schon zum 63. Geburtstag vom Betrieb verabschiedet, erkauft sich das mit 9,9 Prozent weniger Rente, und das fürs ganze restliche Leben.

West und Ost unterscheiden sich

Zwischen West und Ost gibt es deutliche Unterschiede: Im Westen gehen 52 Prozent der Senioren vorzeitig in Rente, im Osten dagegen 73 Prozent. Bei allen Zahlen sind diejenigen nicht berücksichtigt, die wegen verminderter Erwerbstätigkeit weit vor 63 Rente beantragen müssen. 2019 waren das fast 162?000.

Wer sich freiwillig vorzeitig verabschiedet, ist oft relativ gut versorgt. Im Westen kommen Männer, die die Rente mit 63 nach 45 Versicherungsjahren beziehen, im Schnitt auf 1587 Euro im Monat, Frauen auf 1151 Euro, jeweils vor Abzug des Beitrags zur Krankenversicherung. Wer nach 35 Jahren geht, hat 1379 beziehungsweise 831 Euro. Im Osten stehen Frauen nach 45 Jahren mit 1204 Euro besser da als ihre Geschlechtsgenossinnen im Westen. Männer bekommen mit 1266 Euro nur wenig mehr. Anders sieht es für diejenigen aus, die nur auf mindestens 35 Jahre kommen: Da erhalten Männer im Osten 1069 Euro, Frauen 957 Euro.

Allerdings sind solche Durchschnittsbeträge mit Vorsicht zu interpretieren. Denn die persönlichen Lebensumstände spielen eine entscheidende Rolle. Ganz besonders gilt das für die Frage, wie hoch die durchschnittlichen Renten ausfallen. Dabei hat der Osten die Nase vorn: Dort erhielten Männer Mitte 2019 im Schnitt 1268 Euro, Frauen 1028 Euro. Im Westen waren es 1167 beziehungsweise 694 Euro.

Dabei sind auch kleine Renten berücksichtigt, etwa von Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die nach ein paar Jahren verbeamtet werden und neben einer kleinen Rente auch Pension beziehen. „Niedrigere Renten ... sagen nur wenig über das Nettoeinkommen der Rentnerinnen und Rentner aus“, betont daher der Rentenversicherungsbericht.

Als Beleg führt er eine repräsentative Studie über Rentnerhaushalte an. Danach verfügten 2019 Ehepaare im Westen über 2910 Euro netto im Monat, alleinstehende Männer über 1796 Euro und Frauen über 1606 Euro. Im Osten kamen Ehepaare auf 2554 Euro, alleinstehende Männer auf 1560 Euro und Frauen auf 1571 Euro. Bei diesen Zahlen sind pensionierte Beamte und Freiberufler nicht berücksichtigt.

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Erstellt:
25.11.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 49sec
zuletzt aktualisiert: 25.11.2020, 06:00 Uhr

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