Kusterdingen · Tübingen
Aufräumarbeiten nach der Flut vom Samstag
Die Feuerwehr war seit dem Samstagnachmittag im Dauereinsatz: Der stundenlange Regen flutete Straßen und Keller. In Lustnau überschwemmten Wasser und Schlamm den Hornbach-Baumarkt.
Der angekündigte Dauerregen fiel über Tübingen so anhaltend, dass das internationale Leichtathletik-Festival Soundtrack abgesagt werden musste. Für Tübingen meldete die Online-Niederschlagskarte der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg für den Samstag bis zu 70 Liter auf den Quadratmeter. Vor allem auf den Härten sammelte sich das Wasser: Von dort suchte es sich seinen Weg über die Felder.
Die Unterführungen unter der B28 waren schnell unpassierbar. Die komplette Freiwillige Feuerwehr Kusterdingen war im Einsatz.
Der Hornbach lief voll
Von den Härten flossen die Wassermassen dann Richtung Neckartal ab: Am Tierheim und dem Tübinger Schützenverein glich die Straße einem schlammgefüllten Tümpel.
In Lustnau traf es besonders den unterhalb des Hangs liegenden Hornbach-Baumarkt. Die Blaulach, die normalerweise kanalisiert unter dem Gebäude hindurchläuft, verwandelte sich in einen reißenden Bach: Eine Dohle verstopfte durch mitgerissenes Geröll, Äste und Matsch. Das hatte Folgen: Wasser und Schlamm fluteten nach Auskunft der Feuerwehr den gesamten Markt: „Der ist komplett vollgelaufen“, sagte ein Feuerwehrmann.
Dort errichteten die Helfer eine Sandsack-Mauer, um der Naturgewalten Herr zu werden. Neben den Abteilungen Lustnau, Derendingen und Stadtmitte wurde auch das Technische Hilfswerk aus Tübingen, Ofterdingen und Rottenburg alarmiert.
Wasser drückt ins Umspannwerk
Bedroht war auch ein Teil der Tübinger Stromversorgung. Denn das Umspannwerk „Großholz“ neben dem Baumarkt versorgt etwa ein Drittel der Stadt mit Energie. „Durch den Keller des Gebäudes drückt massiv das Grundwasser herein“, sagte Michael Ludolf, Betriebsingenieur der Tübinger Stadtwerke um 21.45 Uhr dem TAGBLATT.
Das Technische Hilfswerk kämpfte mit Pumpen darum, das Umspannwerk trocken zu halten. „Würden wir nichts tun, wäre die Stromversorgung in Mitleidenschaft gezogen“, so Ludolf, „aber wir haben die Sache im Griff.“ In der Nacht saugten die Helfer etwa 10000 Liter pro Minute aus dem Keller und einem angrenzenden Bach. Die Stromversorgung hielt.
Am Sonntag waren die Aufräumarbeiten am Hornbach in vollem Gange. Bereits in der Nacht hatten Mitarbeiter damit begonnen. Rund 80 Helfer aus Filialen der Region unterstützten ihre Tübinger Kollegen. Am Montag muss der Markt aber wohl noch geschlossen bleiben.