Teuerste Erstaufnahmestelle im ganzen Land

Rechnungshof moniert Tübinger Neubauten und Stand-by-Betrieb

Keine Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge im Land war so teuer wie die neu gebaute Einrichtung zwischen Regierungspräsidium und Landratsamt in Tübingen.

24.07.2017

Von ran

Bild: Faden

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Die Nutzung ehemaliger Kasernen mit mindestens 1000 Plätzen war dagegen dem Landesrechnungshof zufolge besonders günstig. Dort kam das Land mit Investitionen von 1700 Euro (Wertheim) bis 5800 Euro (Ellwangen) pro Platz aus. Die 250 Plätze der Tübinger Lea kosteten hingegen 11 Millionen Euro, 44.000 Euro pro Platz – also bis zu mehr als zehnmal so viel. Nur in Giengen wurde durch hohe Umbaukosten ebenfalls eine fünfstellige Summe pro Platz (28.000 Euro) fällig. Die Tübinger Lea soll am 18. September eröffnet werden und besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen Obdach bieten, etwa Schwertraumatisierten oder schwangeren Frauen ohne Partner.

Solche neu errichteten Container- oder Systembauten „sind unwirtschaftlich und nicht nachhaltig“, moniert der Landesrechnungshof. Der stellvertretende Pressesprecher des Innenministeriums Carsten Dehner erinnert daran, in welcher Situation die Entscheidung zum Bau der Lea in Tübingen fiel: „Für eine faire Beurteilung muss man sich gedanklich ins Jahr 2015 reinversetzen.“ Damals war das Land auf jeden Platz für Flüchtlinge angewiesen und sei froh gewesen, ein schnell verfügbares und leicht zu bebauendes Grundstück zu haben. Der Rechnungshof stört sich auch am teuren „Stand-by-Betrieb“ leerstehender Einrichtungen. Das Land möchte jedoch Reserven für den Fall steigender Flüchtlingszahlen vorhalten, um nicht erneut unter Zugzwang zu geraten wie 2015.