Trumpf

Rechenpower dank Superchip

Weltweit gibt es einen Wettlauf um die Quantentechnologie. Sie dürfte unser Leben angenehmer machen und Arbeitsplätze schaffen. Der Laser-Spezialist und ein Start-up mischen mit.

17.09.2021

Von Thomas Veitinger

Q.ant ist es gelungen, hochspezielle Lichtkanäle auf Silizium-Chips aufzubringen. Foto: Trumpf

Q.ant ist es gelungen, hochspezielle Lichtkanäle auf Silizium-Chips aufzubringen. Foto: Trumpf

Sie könnten einmal Handys und Computer revolutionieren und unser Leben angenehmer machen: Quantencomputer-Chips. Vielleicht können sie aber auch gar nichts davon. Das Start-up Q.ant hat zusammen mit dem Werkzeugbauer und Laserspezialisten Trumpf ein sogenanntes Photonik-Chip-Verfahren vorgestellt. Aber: es befindet sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium – Erfolg ungewiss.

Werden die Hoffnungen erfüllt, dürften die Chips „die Grundlage für völlig neue Rechenpower“ sein, sagte Peter Leibinger. „Wir sprechen beim Quantencomputer über eine riesige Chance für den Industriestandort Deutschland“, ist sich der Technologie-Vorstand und stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsführung sicher. Weltweit gebe es einen Wettlauf um die Technologie, die hierzulande tausende von Arbeitsplätzen und Vorteile im globalen Wettbewerb bei Kommunikation und medizinischer Entwicklung verspricht.

In spätestens fünf Jahren sollen die Quantencomputer-Chips zu kaufen sein und etwa in Rechenzentren von Internet-Suchmaschinenbetreibern oder in der Pharma-Forschung eingesetzt werden. Oder in Postzentren helfen, Pakete zuzuordnen – eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. „Auf der Straße fahren viele Lkw leer ohne Fracht, weil die Planung von Fahrten sehr schwierig ist“, erklärte Q.ant-Chef Michael Förtsch. „Größere Störungen bei der Bahn, verursacht durch kleine Probleme an einem einzigen Zug, lassen sich durch sie möglicherweise vermeiden.“ Auch in komplexen Wetterprognosen könnten sich die Voraussagen verbessern, weil die Quantentechnologie in Echtzeit extrem schnell arbeitet. Es handele sich um spezielle Anwendungen: „Man darf sich nicht vorstellen, dass der Quantencomputer den Universalrechner, den wir heute haben und vom iPhone, Auto und Schreibtisch kennen, ersetzen wird.“ Zumindest mittelfristig nicht.

Trumpf stellt für die Entwicklung einen nicht exakt bezifferten zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung. Das ist in diesem Forschungsbereich nicht allzu viel Geld: Der Bund will 2 Milliarden Euro bis 2025 ausgeben. Ziel sei es, innerhalb der nächsten fünf Jahre einen konkurrenzfähigen Quantencomputer „Made in Germany“ zu bauen, hatte es im Mai geheißen.

„Geld ist nicht immer mit Fortschritt gleichzusetzen“, sagte dagegen Förtsch. „Wir gehen eine Wette ein, dass die Ansätze richtig sind, sie können aber auch falsch sein“, ergänzte Leibinger. Trumpf solle wegen der Investition keine wirtschaftlichen Schwierigkeiten bekommen. Wenn in vier Jahren mehr Geld nötig sein sollte, werde man vielleicht Kooperationen eingehen.

Weitere Investitionen plant Trumpf bei seiner hundertprozentigen Tochter Trumpf Photonic Components mit Sitz in Ulm. Dort sollen die Quantencomputer-Chips von Q.ant später in Produktion gehen. Bestehende Reinraumanlagen für Laserdioden werden mit Maschinen zur Herstellung von Quantencomputer-Chips ergänzt. Bis Juni nächsten Jahres soll die Entwicklung fertig sein und im Anschluss dann der erste Prototyp entstehen – wenn es denn klappt.

Nur annähernd richtig

Die Erfindung von Q.ant und Trumpf soll die optische Welt der Quanten an die elektronische Welt anbinden. Dafür werden spezielle Lichtkanäle auf gewöhnliche Silizium-Chips gebracht. Eine Kühlung ist im Einsatz nicht nötig. In herkömmlichen Quantencomputern schaffen meist Heliumpumpen minus 273 Grad Celsius, damit ein Qubit entsteht. Dieser das Pendant zum digitalen Bit. Quantencomputer geben keine klare Antworten, sondern bringen immer nur Annäherungen.

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Erstellt:
17.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 30sec
zuletzt aktualisiert: 17.09.2021, 06:00 Uhr

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