Ein Einschnitt für die Gemeinde

Reaktionen auf überraschenden Rückzug von Bürgermeisterin Anette Rösch

Wannweiler Reaktionen auf den Rückzug von Anette Rösch, die nach 24 Jahren auf dem Chefsessel im Rathaus nicht mehr antritt.

26.06.2018

Von Matthias Reichert

Rund um die Uhr aktiv in ihrer Gemeinde: Anette Rösch beim gemeinsamen Fastenbrechen im Ramadan 2016. Archivbild: Franke

Rund um die Uhr aktiv in ihrer Gemeinde: Anette Rösch beim gemeinsamen Fastenbrechen im Ramadan 2016. Archivbild: Franke

Im Wannweiler Gemeinderat herrscht Bestürzung, nachdem Bürgermeisterin Anette Rösch erklärt hat, bei den Wahlen am 21. Oktober nicht mehr anzutreten (wir berichteten). Damit endet ihre Amtszeit nach 24 Jahren. „Das ist ein Einschnitt für Wannweil“, erklärt GAL-Fraktionschef Christoph Treutler. „Wir als Gemeinderat hätten die Frau Rösch gerne behalten.“ Die 50-Jährige habe einiges im Flecken bewegt – auch im sozialen Bereich, sagt Treutler.

Noch ist die Stelle nicht offiziell ausgeschrieben, das soll Anfang Juli geschehen. Aber alle warten gespannt, wer sich nun bewirbt. „Der Wahlkampf wird spannend“, sagt Treutler voraus.

Rösch hatte den Gemeinderat vor vollendete Tatsachen gestellt. „Wir hätten gerne vorher noch mit ihr geredet und versucht, ob es auch anders geht“, so Treutler. Aber der Rat müsse die Entscheidung akzeptieren – die Gründe seien bedeutend. Rösch hatte auf ihre Gesundheit verwiesen und gesagt, sie wolle sich verstärkt um die Familie kümmern.

„Im Moment geht ihre Gesundheit vor“, sagt FWV-Rätin Martina Lietz, die den Rückzug ebenfalls bedauert. Rösch habe nie Rücksicht auf sich selbst genommen und sei alle Sachen voller Eifer, mit Elan und Herzblut angegangen, so Lietz. Speziell das Sozialwohnungsprojekt im Unteren Haldenweg habe die Bürgermeisterin weiterbetrieben, obwohl sie zwischendurch gesundheitlich angeschlagen gewesen sei, weiß die FWV-Rätin.

Dass die Anwohnerinitiative „Bolzplatz“ die bisherigen Pläne für das Projekt per Bürgerentscheid gekippt hat, sei nicht ausschlaggebend für Röschs Rückzug gewesen, glaubt Werner Rasp (SPD): „Das war das Tüpfelchen auf dem i in ihrer Situation.“ Rasp spricht von einem regelrechten Schock durch Röschs Rückzug: „Man hat mit allem gerechnet, aber nicht damit.“ Aber die Gesundheit habe für die scheidende Bürgermeisterin Vorrang. Rösch habe viel in Wannweil bewegt, findet auch Rasp: Sie könne stolz auf das Geleistete sein. „Sie war wirklich eine gute Bürgermeisterin.“

„Ich war total überrascht“, sagt CDU-Fraktionschef Erich Herrmann. „Mir tut’s wirklich leid, dass sie aufhört. Wir haben uns zwar in der Sache oft gestritten, aber in den großen Themen haben wir immer übereingestimmt.“ Allen voran nennt der CDU-Sprecher das Ziel, als Gemeinde selbstständig zu bleiben und die dafür nötige sparsame Haushaltsführung, ebenso den Erhalt des Grüngürtels um die Gemeinde und den sparsamen Umgang mit Grund und Boden. Während Rösch gewollt habe, dass die Bevölkerung wächst, habe die CDU vor den Folgekosten gewarnt: „Aber wir haben immer gute Kompromisse gefunden“, so Herrmann.

Auch Reutlingens Landrat Thomas Reumann ist voll des Lobes über die scheidende Wannweiler Bürgermeisterin. „Mit sehr großem Bedauern habe ich die Entscheidung von Anette Rösch zur Kenntnis genommen, über die sie mich im Vorfeld informiert hat“, teilt Reumann mit. Rösch habe in Wannweil viel bewegt und vorangebracht und sei eine unglaublich engagierte Bürgermeisterin gewesen. Sie habe sich auch in schwierigen Zeiten nie weggeduckt, sondern sich mit voller Kraft für das Wohl der Wannweiler eingesetzt, so der Landrat. Mit ihrem Ausscheiden gehe eine Ära zu Ende. Es gehöre Mut dazu, auf seinen Körper zu hören und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Dafür habe Rösch seine vollste Anerkennung, lobt Reumann.