Nehren · Umwelt

Raus aus der Passivität

In Nehren gibt es jetzt eine Klimaschutzgruppe, die sich globaler Probleme lokal annehmen will.

15.07.2019

Von jon

Immer mehr Tiere, die im Meer leben, finden den Tod durch Plastik aus Abfällen, das sie aufnehmen. Was hat das mit Nehren zu tun? Sehr viel, meint nun eine Gruppe von Nehrenern, die dabei sind, sich unter dem Namen „Local Actions for Future“ zusammenzufinden, mit dem Ziel, „hier und jetzt“ etwas zu tun. Auf praktische Weise für den Klimaschutz einzutreten. Sie trafen sich am Mittwochabend im „Showroom“ der „Radkutsche“, auf Einladung von Gabriele Conrad, Alena Matz und Katharina Musiol.

Im Bewusstsein zu leben, dass „man eigentlich etwas tun sollte“, um dann keine Taten folgen zu lassen, schafft schlechtes Gewissen.Sich endlich aus diesem Status der Passivität zu befreien, war das Ziel von Matz, erzählte die Ärztin den zwanzig Teilnehmern.

Conrad hat schon als Kind im Wohnzimmer daheim, mit ihrer Schwester spielend, ein „Segelsolartretmobil“ entwickelt, samt dem Aufladen der Batterien, hat sich auch an den „Critical-Mass“-Fahrradkorsi durch den Ort beteiligt, um den Durchgangsverkehr zu bändigen.

Was kann Nehren fürs Meer tun?

Musiol ist bei einem Aufenthalt in Kanada hautnah mit dem Plastikmülldesaster konfrontiert worden. Ihre Frage: Was kann in unserem Dorf getan werden? war der Ausgangspunkt für die Einladung. Allen Dreien ist aus der Kindheit noch das geflügelte Wort in den Ohren: „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“

Von der jüngsten Teilnehmerin Luise (11) bis zu Peter Singerhoff waren sich alle einig: Handeln ist notwendig. Singerhoff fasste seine Lagebeschreibung in die Worte: „Die gelben Säcke werden immer dicker.“ Er hat seinen Versuch, bei seinen Einkäufen Plastik zu vermeiden, nach kurzer Zeit bereits aufgegeben. Was gibt es für Ideen, um das zu ändern, lautet seine Frage. Die Möglichkeiten, unverpackt einzukaufen, sollen auch in Nehren ausgelotet und unterstützt werden.

Kann der Wulleplatz ein „essbarer Ort“ werden? Sollten dort nicht statt Begonien Johannisbeersträucher und Kräuter angebaut werden? Nach dem Vorbild der Stadt Andernach in Rheinland-Pfalz. Wie sähe für Nehren ein umfassendes Mobilitätskonzept aus? Warum gibt es noch kein Carsharing? Wie könnte das realisiert werden? Wie wäre es mit einem „Tauschhaus“ für Haushalts-, Handwerks- und Gartengeräte, die man auszuleihen bereit ist?

Den „World cleanup day“ am 21. September, der gemeinsam mit „Fridays for Future“ ausgerichtet wird, will die Gruppe nach Nehren und ins Steinlachtal holen. Große Müllsammelaktion auf Nehrener Gemarkung. Lars und Lukas, zwei „Fridays for Future“-Schüler, werden Kooperationsmöglichkeiten mit der Gemeinde ausloten. Es sei jedenfalls „an der Zeit zu handeln“, genau „vor der eigenen Haustür“. Und dabei allen Widerständen zum Trotz zu sagen: „Doch, das geht!“

Keine Weltuntergangsstimmung

Martina Gutbrod möchte von der „Weltuntergangsstimmung“ wegkommen, sie findet, dass es bereits viele Ansätze zur Veränderung gibt, die zusammengeführt werden müssten. Dafür soll eine Internet-Plattform, „so simpel wie möglich nutzbar“, geschaffen werden, die alles vereint, was in Nehren auf dem Umwelt-Gebiet bereits geschieht, vom Schutz der Feldlerche bis zum Schicksal ungenützten Streuobstes. Viele Fragen sind noch offen, Lösungen gerne gesehen. „Wir müssen im Ort sichtbar werden“, heißt es.

Wer sich beteiligen will, schreibt an info@localactionsforfuture.de, ruft 07473/9512873 an, schaut unter www.localacionsforfuture.de oder kommt am Mittwoch, den 24. Juli, zum nächsen Treffen in die „Radkutsche“ in den Holzwiesen 8. Dabei wird vor allem die örtliche Beteiligung am „Worlds Cleanup Day“ besprochen.