Raum

Raum

Verfilmung des Romans von Emma Donoghue über eine Mutter und ihren Sohn, die Gefangene in einem winzigen Zimmer sind.

17.01.2016

Von Dorothee Hermann

Es war der Fritzl-Skandal, der die Schriftstellerin Emma Donoghue dazu brachte, sich ihren Roman „Room“ (Zimmer oder Raum) auszudenken. Sie schrieb auch das Drehbuch für die fast quälend eindringliche Filmversion des irischen Regisseurs Lenny Abrahamson („Frank“).

Der Österreicher Josef Fritzl hatte seine Tochter 24 Jahre lang in einem Kellerverlies gefangengehalten, sie vergewaltigt und sieben Kinder mit ihr gezeugt. Film (und Buch) begeben sich jedoch erst allmählich auf die Ebene des Kriminalfalls.

Zunächst wird nicht erklärt, warum die junge Frau (Oscar-Gewinnerin Brie Larson als Joy) und das Kind mit den langen Haaren in der engen Gartenhütte leben. Ihre einzige Verbindung zur Außenwelt ist ein Oberlicht, das ein Stück Himmel zeigt. Während das Gesicht der Frau depressive Erschöpfung spiegelt, wenn ihre große Zuneigung zu ihrem Sohn für Momente zurücktritt, sind für den kleinen Jack (herausragend: Jacob Tremblay) die beklemmenden vier Wände selbstverständlich seine Welt. Wenn er jeden Morgen die armseligen Gegenstände darin einzeln begrüßt, überlässt sich der Film ganz der Perspektive des Jungen.

Das Kind lässt sich nicht daran hindern, zu spielen, Fragen zu stellen und sich im Wettstreit mit seiner Ma fit zu halten. Es ist sehr anrührend zu sehen, mit viel Schwung die beiden das bekannte Überlebenstraining von Langzeitgefangenen befolgen.

Dann gibt es noch den Eindringling, der sich alle paar Tage mit einem Handy-Signal ankündigt. Er ist der Mann, der Joy eingesperrt hält, und von dem sie nicht möchte, dass er ihren Sohn auch nur anschaut. Gleichzeitig vermeidet sie es, den Mann vor dem Jungen zu dämonisieren. Beide sprechen von ihm als „Old Nick“, wie von einer lästigen Begleiterscheinung ihres Alltags, mit der sie irgendwie klarkommen müssen.

Der Film hat zwei Teile: Nach der Gefangenschaft und der gewaltsamen sexuellen Erniedrigung öffnet sich für Mutter und Sohn schier übermächtig die Welt - durch eine dramatische Befreiung samt Medienspektakel und Joys Rückkehr ins Elternhaus. Statt eines überzuckerten Happy Ends zeichnet sich nun eher ab, wie schwierig die ersehnte Normalität sein kann (ab 12).dhe

Fokus auf die Opfer statt auf den Vergewaltiger als Skandalpotenzial.