Ducato-Bande

Rätsel um den Kopf des Klans

Akribie und Zufälle: Wie die Polizei den Fahrrad-Dieben auf die Spur kam, erklärte gestern in Stammheim der Ermittlungsleiter.

07.10.2017

Von Madeleine Wegner

Symbolbild: Kuball

Symbolbild: Kuball

Es war ein Hinweis aus der Bevölkerung, der die Tübinger Polizei auf eine erste Spur zur Ducato-Bande brachte. Ende August 2016 hatte sich ein Anwohner bei der Polizei gemeldet. Von seiner Terrasse aus habe er beobachtet, wie Männer Fahrräder in die Nähe des Tübinger Festplatzes bringen. Später seien die Räder in Einzelteilen in einem Auto abtransportiert worden. Die Beamten gingen dem Hinweis nach und überwachten den Lärmschutzwall zwischen Festplatz und Bundesstraße. Eine Videoaufnahme der Polizei zeigt, wie mehrere Männer dort Anfang September eilig Räder verladen. „Auch der Zufall kam uns zu Hilfe“, sagte der Tübinger Kriminalhauptkommissar und Leiter der Ermittlungsgruppe „Ducato“ am gestrigen dritten Verhandlungstag in Stammheim.

Denn nur drei Tage später flog ein anderer Teil der Bande auf dem Weg nach Bosnien bei einer Verkehrskontrolle in Bayern auf. An Bord 57 Räder, davon erkannten die Ermittler zwei besonders markante Räder von der Überwachung am Festplatz wieder.

Wiederum einige Tage später nahm die Polizei beim Freibad in Mössingen einen Mann fest, der in seinem Rucksack einen Bolzenschneider und ein zerschnittenes Schloss bei sich hatte. „Durch diese drei Fälle war uns klar, dass wir zielgerichtet gegen eine Bande ermitteln müssen“, sagte der Kriminalhauptkommissar vor Gericht.

Nachdem am Donnerstag bereits drei Männer ihre Taten gestanden hatten, räumte gestern auch der vierte Mann der Bande alle Vorwürfe ein. Er sei am wenigsten involviert gewesen, ihm wirft die Staatsanwaltschaft Bandendiebstahl in vier Fällen vor.

Wer der Kopf der Familien-Bande war, konnte keiner der vier Mitglieder der Diebesbande sagen, die in deren Auftrag gehandelt haben wollen. Auch die Ermittler tappten anfangs im Dunkeln. „Uns war zuerst nicht klar, wer für was zuständig war“, sagte der Polizeibeamte. Die Ermittler gehen mittlerweile davon aus, dass der 20-jährige Angeklagte, dessen Verfahren bereits abgetrennt wurde, die Aufträge gab, und sein 21-jähriger Bruder die Räder in Bosnien verkaufte. Zwei weitere 37-Jährige hatten den Schiffscontainer in Dußlingen angemietet, in dem die Räder zwischengelagert wurden.

Erneut durch Zufall kontrollierte die Tübinger Polizei im November ein Fahrzeug, in dem zwei Männer Diebesgut transportierten. So kamen die Ermittler auf die Diebstähle von Buntmetallen, Batterien und Werkzeugen aus Schuppen und Werkstoffhöfen. Hier soll ein 50-jähriges Familienmitglied federführend gewesen sein. Er habe den Männern zunächst mehr Geld für gestohlene Räder geboten. Nachdem der Ducato-Transport aufgeflogen war, hatten sie sich auf anderes Diebesgut verlegt.

Info Vorsitzender: Armin Ernst, Richterin am Landgericht: Diana Scherzinger, Beisitzer: Dr. Simon Müller; Schöffen: Barbara Steinbach, Hans-Ulrich Knäuer; Staatsanwaltschaft: Michaela Nörr, Nicolaus Wegele; Verteidigung: Christian Niederhöfer, Önsel Ipek, Daniel Petrovic, Holger Böltz, Hans-Christoph Geprägs, Dr. Michael Görke, Safak Ott, Achim Unden; Sachverständiger: Dr. Stephan Borg.

Zum Dossier: Die Ducatobande

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Erstellt:
07.10.2017, 02:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 23sec
zuletzt aktualisiert: 07.10.2017, 02:00 Uhr

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