Fahrradspur Neckarbrücke

Radverbände loben den Tübinger Verkehrsversuch

ADFC und VCD Tübingen wollen, dass der Radweg in der Mitte der Neckarbrücke bleibt.

05.11.2019

Von ST

•Extra Spuren auf der Tübinger Neckarbrücke sollen Radfahrern mehr Platz und Sicherheit bieten. Bild: Hans-Jörg Schweizer

•Extra Spuren auf der Tübinger Neckarbrücke sollen Radfahrern mehr Platz und Sicherheit bieten. Bild: Hans-Jörg Schweizer

Die versuchsweise Sperrung der Tübinger Mühlstraße für den über die Neckarbrücke kommenden Individualverkehr besteht nun seit rund sechs Wochen. Die beiden Tübinger Kreisverbände des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) und des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) ziehen deswegen eine Zwischenbilanz.

In einer gemeinsamen Pressemitteilung schreiben sie, für Radfahrende habe sich die Situation vom ersten Tag an „dramatisch“ verbessert: „Vom KFZ-Verkehr unbehindertes Radfahren in der Mitte der Neckarbrücke und die schon zuvor vorhandene – jedoch wenig genutzte – Aufstellfläche am Brückenende wird seitdem in ihrer ganzen Ausdehnung genutzt.“

Auch den Straßenraum in der Mühlstraße hätten sich die Radfahrenden rasch zurückerobert. Das ADFC-Vorstandsmitglied Gernot Epple stellt fest, dass dies vor allem der alternierenden Ampelschaltung für Bus- und Radverkehr zu verdanken sei, denn dadurch kämen sich diese beiden Verkehrsarten nicht mehr ins Gehege.

Zudem werde in der Karlstraße vor dem DAI den stadteinwärts Radfahrenden jetzt ein Vorbeifahren am motorisierten Verkehr und ein Wiedereinscheren auf die dort neu geschaffene Aufstellfläche vor der Ampel ermöglicht. „Insgesamt wird der Radverkehr durch die Summe der Maßnahmen deutlich beschleunigt“, wie Walter Heim vom VCD-Vorstand zusammenfasst. Und auch in der Wilhelmstraße sei ein Rückgang des Autoverkehrs spürbar. „Endlich kann auch dort die Straße problemlos von Radfahrenden genutzt werden, was bislang, trotz Aufhebung der Benutzungspflicht des Radwegs vor dem Clubhaus, von vielen als zu gefährlich empfunden wurde“, so Epple.

Dabei habe es anfangs enorme Probleme auf der Neckarbrücke gegeben, weil sich die Busse wegen zahlreicher Autos auf der Rechtsabbiegespur in Richtung Gartenstraße zurückstauten und Verspätungen aufbauten.

Doch inzwischen habe sich die Situation auf der Neckarbrücke sichtlich entspannt, und von Woche zu Woche sei die Zahl der Autos zurückgegangen. Nach Beobachtungen der beiden Verbände handelt es sich bei Autos, die auf die Neckarbrücke fahren, zu einem nicht unerheblichen Teil um solche mit fremden Kennzeichen.

Die Testphase ist auf acht Wochen ausgelegt. Weil die beiden Fahrradverbände einen „spürbaren Sicherheitsgewinn“ und ein zügigeres Vorankommen für die Radfahrenden sehen, sei eine Rückkehr zum vorigen Zustand nur als politisch bedingte Übergangsphase denkbar: „Das ist ein so großer Gewinn, am besten sollte man es einfach so lassen“, resümiert Heim. Die beiden Verkehrsverbände setzen sich daher explizit für die Weiterführung der derzeit versuchsweise angeordneten Verkehrsführung nach der Befragung über die Bürger-App im Februar 2020 ein und appellieren an die Bürger, bei der App-Befragung, sowie an die Gemeinderäte, bei der anschließenden Abstimmung entsprechend zu votieren.