Mit Engelszungen

Radio Day und andere Gedenktage

Sie haben heute wahrscheinlich wieder völlig gedankenlos ihr Radio aufgedreht und das Gedudel ertragen, bis Nachrichten, Wetterbericht oder Staumeldungen kommen. Dabei hätten Sie gerade heute wesentlich bewusster mit diesem Medium umgehen sollen. Denn am 13. Februar ist der Weltradiotag.

13.02.2016

Von Kevin de Marco

Wer jetzt aber glaubt, die Würdigung des Hörfunks sei schon vor ewigen Zeiten eingeführt worden und deshalb längst wieder in Vergessenheit geraten, irrt gewaltig. Denn die Unesco hat dem ältesten elektronischen Massenmedium, das bereits um 1900 seine ersten Wellen ausgesendet hat, erst vor vier Jahren diesen Tag gewidmet.

Mit ihrem World Radio Day will die Unesco auf die Bedeutung des Rundfunks aufmerksam machen. Ohne Radio wären viele Menschen von Informationen ausgeschlossen, heißt es zur Begründung für den Gedenktag. Lokale Rundfunkstationen seien in abgeschiedenen Regionen oft einzige Informationsquelle – denken wir nur an Radio Eriwan. Das Radio spiele auch in der Notfallkommunikation und im Katastrophenschutz eine entscheidende Rolle. Und am Wochenende, wenn in der Livekonferenz aus den Stadien der Fußball-Bundesliga berichtet wird, möchten wir hinzufügen.

Der heutige 13. Februar ist aber nicht nur fürs Gedenken an Kurz- und Mittelwellen reserviert. Es ist auch der Tag, an dem jeder in den USA seine Identität wechseln darf. Seit 1987 wird dort der „Get another Name Day“ gefeiert, also der „Ändere Deinen Namen Tag“. Wobei dieser befreiende Akt engen Grenzen unterworfen ist: Es ist nur erlaubt, seinen Vornamen, den man unter Umständen seit Geburt hasst, zu ändern und sich an dem Tag von Verwandten, Freunden und Kollegen entsprechend anreden zu lassen. Ich kenne einige Brunhildes, die viel dafür geben würden, einen Tag lang mal Gabi heißen zu dürfen. Oder Anneliese.

Freilich reden wir hier nicht über einen gesetzlichen Feiertag, sondern über eine der Schnapsideen, die das Ehepaar Thomas und Ruth Roy aus Lebanon im US-Bundesstaat Pennsylvania serienmäßig produzieren. Um die 80 solcher Feier-, Gedenk- oder Aktionstage haben sich die beiden einfallen und gleich patentieren lassen – unter anderem einen, an dem sich alle gegenseitig einfach mal keinen guten, sondern einen schlechten Tag wünschen (Have a Bad Day Day).

Eigentlich dürfen wir so was nicht den beiden überlassen und sollten selbst solche Tage erfinden. Wir denken etwa an die bedauernswerte 22-jährige Reutlinger Paketzustellerin, die am Mittwoch ihren Lieferwagen den Berg herunterrollen ließ und dabei diesen und zwei weitere Autos schrottete, weil sie die Handbremse nicht angezogen hatte. Vielleicht wäre so ein Unfall künftig eher zu verhindern, wenn wir durch einen Welttag der Handbremse einmal im Jahr daran erinnert würden, selbige zu gebrauchen, wenn wir in abschüssiger Straßenlage parken.

Neulich hatte ich mal die Idee, in einem Lokal den Welt-Zechprellertag auszurufen. Der soll zum einen diesen altehrwürdigen Brauch in Erinnerung halten und sorgt zum anderen dafür, dass die Kneipen mal wieder richtig voll sind. Dumm nur, dass die beiden Amis aus Lebanon, Pennsylvania, für dieses Datum den Tag der schnellen Bedienung eingeführt hatten. Ich musste deshalb am nächsten Morgen rasch noch den Welttag der Gliederschmerzen erfinden.