Rad-Profi Tony Martin enttäuscht beim Zeitfahren

Die Saison 2016 ist für Tony Martin endgültig verkorkst. Im olympischen Zeitfahren reicht es nur zu einem zwölften Platz, Gold ging an Cancellara.

11.08.2016

Von DPA

Tony Martin fuhr am selbst gesteckten Ziel vorbei. Foto: dpa

Tony Martin fuhr am selbst gesteckten Ziel vorbei. Foto: dpa

Rio de Janeiro. Frustriert, ratlos und mit leerem Blick suchte Tony Martin das Weite. Geradezu fluchtartig verließ der dreimalige Weltmeister den Ort seines wohl größten Debakels. „Im Moment bin ich wahnsinnig enttäuscht, aber das war es noch nicht“, sagte Martin mit einem letzten Hauch an Kampfgeist noch knapp, dann verschwand er hinter Palmen unmittelbar am Strand von Rio de Janeiro.

Wenige Minuten zuvor war er geradezu vorgeführt worden von seinem langjährigen Widersacher Fabian Cancellara. Um schier unglaubliche 3:18 Minuten hatte ihn der Schweizer Altmeister, der zum Saisonende in den Ruhestand geht, im olympischen Einzelzeitfahren über 54,5 Kilometern distanziert. Martin belegte Platz zwölf, sein Kindheitstraum Olympiasieg hatte sich an der Atlantikküste auf ernüchternde Weise zerschlagen. „Ich bin nicht in meinen Rhythmus gekommen“, sagte Martin. Ausgerechnet in seiner Lieblingsdisziplin ist der 31-Jährige nicht mehr konkurrenzfähig. Aufgeben will er nicht, sogar einen erneuten Angriff in Tokio zieht er in Betracht. Dann wäre Martin 35, exakt so alt wie Cancellara bei seinem zweiten Olympiasieg nach Peking 2008. Der dreimalige Paris-Roubaix-Sieger war abgeschrieben worden, doch in Rio zeigte er noch einmal seine ganze Klasse.

Damit gingen für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die Straßen-Wettbewerbe ganz ohne Medaille zu Ende. Schon im Frauen-Zeitfahren hatte es eine Enttäuschung gegeben. Ex-Weltmeisterin Lisa Brennauer aus Durach musste sich mit rund 56 Sekunden Rückstand auf die amerikanische Olympiasiegerin Kristin Armstrong mit Rang acht begnügen. Für die deutsche Meisterin Trixi Worrack aus Erfurt blieb 2:26 Minuten zurück sogar nur der 16. Platz.