London

Rabenschwarzer Tag für den Tower

Dass viele Briten die EU verlassen wollten, hat auch damit zu tun, dass man dem Glanz imperialer Zeiten nachhängt, als man noch die halbe Welt beherrschte.

18.01.2021

Von Hajo Zenker

Das von den Historic Royal Palaces herausgegebene Foto zeigt den «Queen»-Raben des Tower of London. Der Tower von London hat einen seiner heimischen Raben verloren und ist damit der Legende nach dem Untergang des Vereinigten Königreichs ein Stück näher gekommen. Foto: Historic Royal Palaces/PA Media/dpa

Das von den Historic Royal Palaces herausgegebene Foto zeigt den «Queen»-Raben des Tower of London. Der Tower von London hat einen seiner heimischen Raben verloren und ist damit der Legende nach dem Untergang des Vereinigten Königreichs ein Stück näher gekommen. Foto: Historic Royal Palaces/PA Media/dpa

Berlin. Entsprechend halten viele Inselbewohner an Traditionen, Riten, Symbolen fest, die ein Kontinentaleuropäer eher verwunderlich findet. Dazu gehört der Kult um die Raben im Tower von London. Der Legende nach müssen dort mindestens sechs Raben leben. Sind sie weg, geht das Königreich unter.

Kein Wunder, dass den Kolkraben viel Aufmerksamkeit zuteil wird – und Vorsicht. Ein Rabenmeister kümmert sich darum, dass die Vögel nicht türmen können – ihnen wird ein Flügel gestutzt, damit sie keine weiten Strecken fliegen können. Zum Ausgleich werden sie gefüttert mit frischem Fleisch aus dem nahegelegenen größten Fleischgroßmarkt des Landes. Also eigentlich zwei gute Gründe, dem Tower erhalten zu bleiben. Nun aber hat man einen Raben verloren. „Merlina“ sei seit Wochen nicht mehr gesehen worden, man müsse leider annehmen, dass sie gestorben sei. „Wir haben nun sieben Raben hier am Tower – einen mehr als die notwendigen sechs.“

Nun war Merlina aber erst 14?Jahre alt, die Tower-Raben aber werden dank der Pflege bis zu 40 Jahre. Und: Raben sind ja besonders schlau. Vielleicht hat sich die Rabendame gesagt: Sollen die anderen mal den Brexit auslöffeln. Ich mache den Abflug und mir ein freies Leben – ganz ohne Symbolik.