Fußball

Quo vadis, DFB-Elf?

Für Bundestrainer Joachim Löw geht es heute im Nationenliga-Spiel in Frankreich mehr als nur um das Ergebnis. Es gibt Änderungen in der Aufstellung. Niklas Süle, Leroy Sane und Julian Draxler drängen ins Team.

16.10.2018

Von DPA/SID/EB

Momentaufnahme von gestern Abend: Bundestrainer Joachim Löw und seine Auserwählten beim Abschlusstraining in Paris  ist das ein verschworener Haufen? Foto: Ina Fassbender/dpa

Momentaufnahme von gestern Abend: Bundestrainer Joachim Löw und seine Auserwählten beim Abschlusstraining in Paris ist das ein verschworener Haufen? Foto: Ina Fassbender/dpa

Bundestrainer Joachim Löw ist sich trotz der lauter werdenden Kritik an seiner Person der Rückendeckung von DFB-Präsident Reinhard Grindel gewiss. „Er hat mir das Vertrauen ausgesprochen, das ist gut“, berichtete Löw (58) gestern nach einem Gespräch mit Grindel.

Die Unterstützung seines Vorgesetzten sei für ihn vor dem Nations-League-Spiel heute (20.45 Uhr/ARD) gegen Weltmeister Frankreich in St. Denis aber „nicht das Allerwichtigste. Mir ist wichtig, dass wir im Spiel eine gute Reaktion und eine gute Leistung zeigen.“ Löw und Grindel hatten am Sonntagmorgen in Amsterdam nach der 0:3-Pleite in der Nationenliga bei Erzrivale Niederlande miteinander gesprochen. Danach hatte Grindel öffentlich Geschlossenheit angemahnt. „Dass wir zusammenstehen müssen, ist uns klar“, sagte Löw, „was im Verband passiert, ist für mich aber nicht das Allerwichtigste.“

Vielmehr habe er sich seit Samstagabend darum gekümmert, seine Spieler aufzurichten. „Als Trainer blende ich das aus, das Wichtigste ist das Spiel gegen Frankreich“, sagte er zur Kritik, die nach dem historischen WM-Desaster im Sommer wieder an Fahrt aufgenommen hat: „Die Kritik muss man annehmen logischerweise, aber das kann ich gut ausblenden in diesen Tagen.“

Nach dieser Aussage raunte Löw dem neben ihm sitzenden Dolmetscher augenzwinkernd zu: „Das ist nur für die Deutschen wichtig, das muss man nicht übersetzen.“

Löw erzählte, dass er „ein bisschen“ schlecht schlafe – jedoch nicht wegen der angespannten Lage. „Ich war die letzten Tage ein bisschen grippekrank, hatte ein bisschen Halsweh und Gliederschmerzen“, sagte er. Mit dem Druck könne er „gut umgehen. Ich weiß, dass das nach solchen Spielen massiv ausfällt, aber wenn das alles war, halte ich es aus“, sagte er schmunzelnd. Neben ihm saß Torhüter Manuel Neuer. Der DFB-Kapitän hat die Forderung von Rekordnationalspieler Lothar Mattäus nach einer Wachablösung im deutschen Tor zurückgewiesen. „Ich kann sagen, dass ich topfit bin. Ich habe keine Probleme, auch was meinen Fuß betrifft, da ist alles in Ordnung. Ich bin auf einem guten Level, hatte zuletzt aber nicht das notwendige Spielglück“, sagte Neuer vor dem Nations-League-Spiel.

Matthäus hatte Neuer in seiner Kolumne bei skysport.de die Form und Sicherheit abgesprochen, „die er vor seiner schweren Verletzung gehabt hat“. Neuers Stellvertreter Marc-Andre ter Stegen (26) dagegen spiele „seit Jahren weltklasse in Barcelona. Ich finde, er hätte langsam die Chance verdient, ein wichtiges Spiel von Anfang an zu bestreiten.“

In Frankreich wird dies nicht der Fall sein. Bundestrainer Joachim Löw kündigte zwar nach dem 0:3 in den Niederlanden mehrere Wechsel an, betonte aber: „Manuel Neuer wird das nicht betreffen, er wird auch morgen im Tor stehen.“

Neuer (32) betonte, dass er kein Torwart für eine „Flugshow“ im Strafraum sei. „Ich fliege nicht durch den Sechzehner wie andere Torhüter, ich glänze eher durch mein Stellungsspiel.“ Deshalb könne er sich nicht in jedem Spiel öffentlichkeitswirksam auszeichnen. Aber: „Ich habe eine gute Trainingswoche mitgemacht hier bei der Nationalmannschaft und bin auch bei Bayern München auf einem guten Level.“

Neuer bleibt also gesetzt, aber wen wird es treffen? „Wenn man 0:3 verliert, muss man als Trainer schon überlegen, was kann man verändern“, sagte Löw: „Taktisch und personell muss es die ein oder andere Änderung geben.“ In der Innenverteidigung dürfte der Münchner Niklas Süle seinen verletzt abgereisten Teamkollegen Jerome Boateng ersetzen. Nico Schulz könnte den in Amsterdam schwachen Jonas Hector hinten links ersetzen. Zudem drängen Leroy Sane und Julian Draxler ins Team. Der zuletzt glücklose wie formschwache Thomas Müller könnte eine Pause erhalten.

„Wir wollen mutig und mit Dynamik nach vorne spielen, auch wenn wir in Frankreich spielen“, sagte Löw. Es wird eine wegweisende Begegnung werden, quo vadis, deutsche Nationalmannschaft? Heute geht es mehr als nur um ein Ergebnis. dpa/sid/eb