Kreis Tübingen

Quartett will im Bundestag bleiben

Mütterrente und Mindestlohn. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Föderalismusreform. Bessere Kinderbetreuung. Miet- und Strompreisbremse. Festlegung der Mindest-Personalstärke in Krankenhäusern. Das waren vor der letzten Wahl Antworten der Tübinger Wahlkreiskandidaten auf die Frage, was der neue Bundestag als erstes anpacken soll.

15.08.2016

Von Renate Angstmann-Koch

Einige der Projekte sind umgesetzt, andere (noch) nicht. Schon heute – ein gutes Jahr, bevor wieder gewählt wird – ist klar: Von der laufenden Legislaturperiode werden ganz andere Themen in Erinnerung bleiben. Der Syrienkrieg und die Ukraine, der Brexit und die Griechenland-Krise, der Aufstieg der AfD und vor allem der Flüchtlingszuzug. Alle vier aktuellen Tübinger Bundestagsabgeordneten stehen zu Angela Merkels zunächst entschlossener, heute verhaltener klingender und sozial zu wenig abgefederter Botschaft „Wir schaffen das“. Politische Unterschiede gibt es zwischen den Abgeordneten trotzdem.

Annette Widmann-Mauz kam über die CDU-Landesliste ins Parlament, als die Sozialdemokratin Herta Däubler Gmelin 1998 mit den meisten Stimmen im Wahlkreis direkt gewählt wurde. Sie ist die dienstälteste der vier. Die 50-Jährige hat viel erreicht. Seit 2009 ist sie Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, und sie ist einflussreich in ihrer Partei: als Mitglied des CDU-Bundesvorstands, als stellvertretende Landesvorsitzende und seit 2015 als Bundes-Chefin der Frauen Union.

Obwohl sich Widmann-Mauz noch nicht offiziell erklärt hat, kann man davon ausgehen, dass sie für eine weitere Amtszeit kandidiert. Das wird auch die Ernährungswissenschaftlerin Heike Hänsel, seit 2005 Bundestagsabgeordnete der Linken und ebenfalls 50 Jahre alt. Auch die Entwicklungspolitikerin hat Karriere gemacht, allerdings in der Opposition: Seit November 2015 ist sie stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion. Sie strebt nun eine vierte Amtszeit an, weil sie ihre Partei ebenso wie die Bundespolitik insgesamt vor einer Richtungsentscheidung sieht, auf die sie als frühere Friedensaktivistin Einfluss nehmen will.

Der 39-jährige Martin Rosemann (SPD) und der 37-jährige Chris Kühn (Grüne) kamen erst bei der letzten Wahl in den Bundestag. Beide wollen weitermachen. Kühn, ehemaliger Landesvorsitzender der Grünen und Sprecher ihrer Fraktion für Bau- und Wohnungspolitik, ist bereits für eine weitere Kandidatur nominiert. Er eröffnet die Reihe der Gespräche unserer Redaktion ein Jahr vor der Wahl mit den vier Abgeordneten über ihre Arbeit und ihre Pläne. Rosemann, promovierter Volkswirt, ist federführender Berichterstatter der SPD für Rentenpolitik.

Die FDP gehört dem Bundestag nicht mehr an, strebt aber zurück ins Parlament. In Tübingen tritt sie mit dem selben Kandidaten an wie beim letzten Mal: dem 42-jährigen Christopher Gohl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Weltethos-Institut.