Puerto padre

Puerto padre

Geschichte eines Waisenjungen aus Costa Rica, der in der Stadt sein Glück versucht.

25.03.2014

Von Klaus-Peter Eichele

Puerto padre

Das beliebte Urlaubsdomizil Costa Rica ist filmisch bisher kaum in Erscheinung getreten. Umso mehr erstaunt die reife Leistung, die Regisseur Gustavo Fallas in seinem Debüt-Spielfilm abliefert. Die Geschichte eines Jungen vom Land, der in der Stadt sein Glück sucht, klingt zwar sehr vertraut, ist aber originell aufbereitet und bietet aufschlussreiche Einblicke in den Alltag der Armen hinter dem Klischeebild von der Schweiz Lateinamerikas.

Hauptfigur Daniel, ein 16-jähriger Waisenjunge, verlässt sein ärmliches Dorf auf einer vorgelagerten Insel in Richtung Festland. In der Hafenstadt Puntarenas, hat man ihm erzählt, gebe es einen Patenonkel, der ein Hotel betreibt und ihm vielleicht Arbeit geben könne. Dort angekommen, erweist sich das Etablissement jedoch als Bruchbude und sein Besitzer, ein zwielichtiger Kerl, behauptet, der Onkel sei längst gestorben. Dennoch gibt dieser Chico dem Ankömmling Kost und Logis. Dafür muss der Junge rund um die Uhr schuften; erst, um das Hotel wieder in Schuss zu bringen, später bei einem ausbeuterischen Kleinunternehmer.

Es gibt aber auch erfreulichere Entwicklungen: Mit der jungen Mutter Soledad, die auch im Hotel arbeitet, entspinnt sich eine Freundschaft, und die glänzend vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffe nähren Daniels Traum, einmal als Matrose um die Welt zu fahren. Beunruhigend ist wiederum, dass Soledad nicht nur Chicos Haushalt schmeißt, sondern auch zu dubioseren Tätigkeiten angehalten wird. Und es mehren sich die Zeichen, dass der undurchsichtige Kerl auch mit Daniel etwas im Schilde führt.

Mit solchen Suspense-Schlieren hält Regisseur Fallas clever die Spannung am Köcheln, nimmt die Dramatik aber auch regelmäßig wieder zurück. In der Hauptsache ist und bleibt "Puerto Padre" eine realistische Studie, die vom Erwachsenwerden unter ernüchternd harten Bedingungen berichtet, aber nicht in Sozialgrusel abdriftet.

Einmal mehr zerschellt der Traum vom Glück an der harten Realität. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.