Stabiler als gedacht

Pubertät aus Sicht von Jugendlichen und Eltern

Muffelig, maulfaul, hysterisch: So beschreibt Bestseller-Autor Jan Weiler die Wesen, die er „Das Pubertier“ nennt. Tübinger Bildungsforscher untersuchten in einer Studie, wie sie sich selbst und wie ihre Eltern sie erleben. Fazit: durchaus unterschiedlich.

06.07.2016

Von ST

Tübingen. Die Wissenschaftler vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung an der Uni Tübingen führten viele Gespräche. Über drei Jahre lang befragten sie knapp 2800 Schüler/innen zwischen 10 und 14 Jahren und ihre Eltern je einmal im Jahr. Sie wollten wissen, wie sich die fünf Faktoren, die eine Persönlichkeit beschreiben, in der Pubertät verändern. Dazu zählen emotionale Stabilität, Verträglichkeit, Extraversion, bei der die psychische Energie nach außen gerichtet ist, Offenheit und Gewissenhaftigkeit.

Ihr Ergebnis: „Tiefgreifende Veränderungen in der Persönlichkeit von Heranwachsenden sehen vor allem die Eltern“, heißt es in einer Pressemitteilung. Und: „Die Jugendlichen selbst erleben sich weitaus stabiler.“ Sie sahen die Veränderungen weniger dramatisch.

Zugrunde legten die Forscher jüngere Studien zur Persönlichkeitsentwicklung. Die zeigten, dass sie einem Reifungsprinzip folgt. Menschen würden im Lauf des Lebens gewissenhafter, verträglicher, emotional stabiler, weitgehend auch geselliger und offener für neue Erfahrungen. Neben den unterschiedlichen Einschätzungen zwischen Kindern und ihren Eltern stießen die Tübinger Wissenschaftler auch darauf, „dass die Persönlichkeitsentwicklung im Jugendalter nicht dem typischen Bild der Reifung folgt“. Ihr Beleg: Die Verträglichkeit und Offenheit verringere sich in dieser Phase.

Überrascht hat sie, so Richard Göllner, der Erstautor der Studie, „dass beim Punkt Gewissenhaftigkeit die Schüler sich selbst kritischer sehen“ als ihre Eltern. Sie meinten, weniger leistungsbereit, diszipliniert und zuverlässig geworden zu sein. Die Eltern dagegen empfanden ihre Kinder als zunehmend weniger kontaktfreudig, als sich die Jugendlichen einschätzten. Das mag laut dem Forscher daran liegen, dass Eltern sie zum größten Teil zu Hause erleben, die Jugendlichen jedoch ihr Verhalten in ihrem Freundeskreis sehen.

Nicht wirklich überraschend war, dass die Mädchen während der drei Jahre „insgesamt verträglicher, gewissenhafter und offener“ als die Jungen waren und ihre Extravertiertheit schneller anstieg. „Das könnte daran liegen“, mutmaßt der Bildungsforscher, „dass typische, auch biologische Reifungsprozesse“ bei ihnen früher einsetzten als bei gleichaltringen Jungen.

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Erstellt:
06.07.2016, 14:58 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 06.07.2016, 14:58 Uhr

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