Tübingen · Gemeinderat

Video-Premiere mit Vorlauf und mehr Zuschauern als gedacht

Zum ersten Mal tagte das Tübinger Kommunalparlament in Form einer Videokonferenz. Nach anfänglichen Schwierigkeiten klappte das gut.

16.05.2020

Von Sabine Lohr

Stadträte in der Videokonferenz (von oben links im Uhrzeigersinn): Förster Gerhard Neth (SPD), Ingeborg Höhne-Mack (SPD), Rudi Hurlebaus (CDU) und Bernd Gugel (AL/Grüne). Screenshot

Stadträte in der Videokonferenz (von oben links im Uhrzeigersinn): Förster Gerhard Neth (SPD), Ingeborg Höhne-Mack (SPD), Rudi Hurlebaus (CDU) und Bernd Gugel (AL/Grüne). Screenshot

Als erfolgreiche Premiere feiert die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung die erste Gemeinderatssitzung per Videokonferenz – und zwar nicht nur für Tübingen, sondern gleich für ganz Baden-Württemberg. Ob das stimmt, lässt sich freilich schwer überprüfen – möglicherweise gab es auch in einer der anderen 1100 Kommunen im Land am Donnerstag eine Sitzung. Erlaubt jedenfalls war das erst seit Mittwoch, als das Gesetz, das diese Form der Gemeinderatssitzung erlaubt, in Kraft getreten ist.

Etwas Vorlauf hatte die Tübinger Videositzung auch: Schon die Ausschüsse hatten auf diese Art getagt. Zum Glück, denn ohne diese Probeläufe wäre es in der Gemeinderatssitzung wohl nicht so gut gelaufen. Der Planungsausschuss am 30. April hatte mit so extremen Ton- und Bildstörungen zu kämpfen, dass die per Video zugeschalteten Stadträtinnen und -räte am Ende außen vor bleiben mussten. Im Verwaltungsausschuss am 4. Mai klappte es dann schon besser. Oberbürgermeister Boris Palmer bat die im Raum anwesenden Ausschussmitglieder, sich nicht in die Videokonferenz einzuschalten, weil sonst die Übertragung nicht klappen würde. Stattdessen waren die Zugeschalteten auf der Leinwand hinter dem Verwaltungstisch für alle zu sehen und zu hören.

Am Donnerstag folgte nun die erste große Sitzung in dieser Form. Zehn Stadträtinnen und -räte waren im Saal anwesend, dazu Palmer, der Erste Bürgermeister Cord Soehlke und einige Verwaltungsangestellte einschließlich der Techniker. Und ein Filmteam, das die Sitzung streamte. So konnte, wer wollte, von zuhause aus die Sitzung verfolgen.

Das wollten viele: In der ersten Stunde von 17 bis 18 Uhr sogar so viele, dass die gebuchte Kapazität von 500 zeitgleichen Abrufen nicht ausreichte. Palmer sagte, 800 Abrufe hätten 100 Euro mehr gekostet, dass er sie nicht gebucht habe, sei ein Fehler. Thema der ersten Stunde: Die Resolution gegen die Äußerungen des OB im Sat1-Frühstücksfernsehen. Aber auch danach interessierten sich viele für die Sitzung: Von 18.30 bis 19.30 Uhr haben im Schnitt 350 Personen die Sitzung verfolgt, gegen 21 Uhr gab es noch rund 300 Zuschauer, und 200 blieben bis zum Ende um 22.30 Uhr, wie die Verwaltung gestern mitteilte. Das sind enorm viele – normalerweise verfolgt eine Handvoll Bürger, was das Gremium diskutiert und beschließt. Ob der Livestream zulässig ist, prüft die Verwaltung noch. Palmer sagte, er riskiere den Stream, denn dieser gefährde keine Beschlüsse,

Zunächst aber versagte der Ton. Im Saal war auf der Leinwand zu sehen, wer etwas sagte, aber nichts zu hören. Und auch die Zugeschalteten schienen niemanden zu hören. Die Mikrofonanlage, erklärte Palmer schließlich, laufe über einen PC – und der hänge. Nach wenigen Minuten hatten die Techniker das Problem gelöst.

Als dann alles funktionierte, war zu sehen, was in jeder Videokonferenz zu sehen ist: Einer füllte den Bildschirm mit seinem ganzen Kopf aus, der nächste nur mit seinem Kopfhaar, eine unterhielt sich mit jemandem im Raum, einer aß. Im Hintergrund: Schränke voller Bücher oder Akten, Bilder an den Wänden. Auch zu hören: ein Baby und das dauernde Pling eines Handys, auf dem Nachrichten ankamen. Und selbstverständlich gab es auch den üblichen Clown. Für den Gemeinderat übernahm diese Rolle Markus Vogt – er hatte eine Maske auf, die aussah wie eine Ziegelsteinmauer.

Die Abstimmungen in der Videositzung

Bei der ersten Abstimmung ließ Erster Bürgermeister Cord Soehlke, der den ersten Tagesordnungspunkt leitete, zunächst alle im Raum wie üblich abstimmen. Dann rief er alle Zugeschalteten einzeln per Name auf und bat um deren Stimme. Dieses Prozedere dauerte lange, weshalb Oberbürgermeister Boris Palmer zu einem einfacheren Verfahren wechselte. Er fragte nach Gegenstimmen und Enthaltungen und bat darum, dass alle Zugeschalteten Laut geben.

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Erstellt:
16.05.2020, 06:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 53sec
zuletzt aktualisiert: 16.05.2020, 06:30 Uhr

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