Portugal Mon Amour

Portugal Mon Amour

Komödie um eine portugiesische Gastarbeiter-Familie in Paris, die eine unverhoffte Erbschaft in Turbulenzen stürzt.

26.08.2013

Von Klaus-Peter Eichele

Einwandererfilme sind in Frankreich Kinoalltag. Von Portugiesen war darin bisher allerdings selten die Rede, obwohl sich ihre Zahl, inklusive Nachkommen, auf vier Millionen summieren soll. Das mag daran liegen, dass es mit ihnen partout keine Konflikte gibt, weil sie ? so jedenfalls die These im Film von Ruben Alves ? immer tun, was man von ihnen verlangt. José Ribeiro schuftet sich als Kapo in einem Bauunternehmen ohne Murren den Buckel krumm, seine Frau Maria ist als Concièrge in einem bourgeoisen Pariser Wohnhaus praktisch rund um die Uhr Mädchen für alles. Die eingeborenen Franzosen nehmen das wie selbstverständlich hin. Bei aller Beliebtheit bleiben die Ribeiros eben doch Immigranten, die keine Ansprüche zu stellen haben.

Die eingefahrene Lage ändert sich, als unverhofft eine stattliche Erbschaft hereinplatzt. Weil die Familie dafür nach Portugal zurückkehren müsste, gesellen sich zum Entzücken schnell schwer wiegende Bedenken: Verbindet einen außer ein bisschen Nostalgie überhaupt noch etwas mit der alten Heimat? Darf man die Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld herausreißen, die ach so gütigen Patrons im Stich lassen? Letztere warten die Antwort erst gar nicht ab, sondern versuchen mit Zuckerbrot und fiesen Tricks, die Abreise zu hintertreiben ? wohl wissend, dass sie ohne die „Kabeljaus? arm dran wären.

In seinen besten Passagen lässt „Der vergoldete Käfig? (so der übersetzte Originaltitel) durchschimmern, wie subtil Diskriminierung ablaufen kann und wie sie sich sozial verfestigt. Über weite Strecken kochen die Probleme aber nur so weit hoch, dass es die gute Laune im Kinosaal nicht beeinträchtigt; auch gerät keine einzige Figur in Gefahr, nachhaltig unsympathisch zu sein. So plätschert die Geschichte zwar unterhaltsam, auf Dauer aber doch etwas arg lieblich einher, wobei das Drehbuch gelegentlich zur Bauerntheatralik neigt: Dass die Tochter der Ribeiros heimlich mit dem Sohn von Papas Chef verbandelt ist, und just auch noch schwanger wird, wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ein Schmuckstück der Inszenierung ist dagegen die finale Fado-Sequenz, in der alle Konflikte sanft ironisch gebündelt werden ? und ihrer märchenhaften Auflösung ins Auge blicken.

Feelgood-Schnurre mit Fado, Folklore ? und einem Wermutstropfen Wirklichkeit.

Portugal Mon Amour