Derendingen · Verbot

Polizei stoppt Friedens-Spaziergang

Weil sie mit Friedensfahnen die Steinlach entlanggingen, wurden 15 Leute angezeigt.

13.04.2020

Von job/ran

Spaziergang mit Friedensfahne entlang der Steinlach. Privatbild

Spaziergang mit Friedensfahne entlang der Steinlach. Privatbild

Etwa 20 friedensbewegte Männer und Frauen, die sich meist an Ostermärschen beteiligten, trafen sich am Samstagnachmittag auf der Südstadt-Seite der Steinlachunterführung zu einem Spaziergang. Mit Abstand gingen sie einzeln die Steinlachallee entlang, zeigten ihre Friedensfahnen und machten auf ihr Anliegen aufmerksam, Frieden zu schaffen und mehr Geld ins Gesundheitswesen statt in Waffen zu investieren.

An der Brücke in der Derendinger Heinlenstraße wurden die Friedensfreunde von Einsatzkräften der Polizei gestoppt: Ein Zeuge hatte die Gruppe gemeldet. Erst da, so eine Augenzeugin, wurde der Spaziergang zu einer Versammlung, weil die Beteiligten nicht mehr weitergehen konnten. Die Beamten nahmen die Personalien von 15 Teilnehmern auf und erteilte ihnen Platzverweise. Außerdem wurden sie wegen eines Verstoßes gegen die Corona-Verordnung des Landes angezeigt.

Die Teilnehmer müssen nun mit einem Bußgeld zwischen 100 und 1000 Euro rechnen.

„Es ist als gemeinschaftliche Versammlung gewertet worden – und die ist derzeit verboten“, sagte Polizeisprecherin Andrea Kopp auf TAGBLATT-Nachfrage. Durch das Zeigen von Plakaten unterscheide sich der demonstrative Friedens-Spaziergang von noch erlaubten, nicht organisierten Ansammlungen. Wenn beispielsweise Menschen in einem öffentlichen Park mit genügend Abstand sitzen oder gemeinsam den Motteten-Musikern an der Stiftskirche lauschten, sei das nicht verboten. Eine Teilnehmerin berichtete dem TAGBLATT, die Polizisten hätten sie aufgefordert, ihre Friedensfahnen nun auch bei einem Spaziergang nicht mehr zu zeigen. Das konnte Polizeisprecherin Kopp nicht bestätigen: Davon stehe nichts im Einsatzbericht. Dort sei allerdings vermerkt, dass sich die Kontrollierten „ überwiegend uneinsichtig“ gezeigt hätten. „Wir gehen davon aus, dass es auch in Corona-Zeiten möglich sein muss, öffentlich seine Meinung zu äußern“, so eine der Spaziergängerinnen – zumal einzeln und mit entsprechendem Abstand.