Bodelshausen · Spezialkräfte-Einsatz

Familienstreit eskaliert: Frau und Kind bedroht

Wegen einer Bedrohungslage im häuslichen Bereich war die Polizei am Dienstagmorgen mit Spezialkräften in Bodelshausen im Einsatz.

26.03.2019

Von Eike Freese

Das SEK bereitete sich vor dem Polizeiposten auf einen möglichen Einsatz vor. Bild: Klaus Franke

Das SEK bereitete sich vor dem Polizeiposten auf einen möglichen Einsatz vor. Bild: Klaus Franke

Es waren drei Stunden, die sich elend lang vom Morgengrauen an hinzogen: Nachdem eine Frau in Bodelshausen der Polizei um 7.20 Uhr einen völlig eskalierenden Streit in einem Wohngebiet gemeldet hatte, waren die Straßenzüge südlich der Krebsbachhalle schnell gesperrt, Beamte schauten darauf, dass sich nicht mal ein Postbote in die Nähe des Mehrfamilienhauses verirrte. Hinter den Fenstern hatte ein Mann mittleren Alters seine Lebensgefährtin und ein Kind in seiner Gewalt. Wie genau er das Leben der Frau bedrohte, wollten weder Polizei noch Staatsanwaltschaft am Dienstag sagen: „Bodelshausen ist klein, wir wollen die Privatsphäre der Beteiligten möglichst weitgehend schützen“, sagte Polizeisprecher Michael Schaal dem TAGBLATT (siehe Infobox).

Verhandlungen per Telefon

Den Beteiligten im Haus waren da wohl auch die Dimensionen des Einsatzes draußen noch kaum klar: Von wenigen Polizisten abgesehen, hielt sich das Gros des Einsatzteams verborgen. Hinter einer Hecke standen Beamte des so genannten „Polizeipräsidiums Einsatz“ (also der Bereitschafts- und Spezialkräfte-Einheiten des Landes) mit Maschinenpistolen. Bei den Sportplätzen und vor allem beim wenige hundert Meter entfernten Polizeiposten sammelten sich Streifenbeamte, Rettungssanitäter, weitere Sondereinheiten. „Wir haben alles geschickt, was wir in dem Moment aufbieten konnten“, so Polizeisprecher Schaal.

Festnahme nach dreienhalb Stunden

Den Kontakt mit dem aggressiven Mann hielten speziell geschulte Beamte in Zivil. Per Telefonverbindung versuchten sie in den ersten Stunden noch, ihn mit Worten zur Aufgabe zu bringen. Als das nichts fruchtete, warteten die Beamten einen günstigen Moment ab, um doch noch zuzugreifen. Gegen 10.30 Uhr ließ sich der Mann ohne Gegenwehr Handschellen anlegen und von zwei Polizisten zum Einsatzwagen führen. Auch Frau und Kind drohte im Moment der Verhaftung keine Gefahr mehr.

Alles aufgeboten, was da war: Zahlreiche Helfer hielten die Stellung, während Spezialisten per Telefon mit dem Mann verhandelten.Bild: Klaus Franke

Alles aufgeboten, was da war: Zahlreiche Helfer hielten die Stellung, während Spezialisten per Telefon mit dem Mann verhandelten.Bild: Klaus Franke

Das Risiko für Unbeteiligte war während des Vormittags niedrig, rund um den Einsatz war die Umgebung des Wohnhauses dennoch abgesperrt. Nachbarn durften in ihren Häusern bleiben. „Wir hätten natürlich sofort zugegriffen, wenn der Mann aus dem Haus gekommen wäre“, so Sprecher Schaal.

Warum der nächtliche Streit in den Morgenstunden so eskalierte, dass Leib und Leben der Frau bedroht waren, ermitteln Kriminalpolizisten noch. Am Dienstag waren die Hintergründe nach Angaben der Polizei unklar.

SEK und DRK bereiteten sich vor dem Polizeiposten in Bodelshausen auf einen möglichen Einsatz vor. Bild: Klaus Franke

SEK und DRK bereiteten sich vor dem Polizeiposten in Bodelshausen auf einen möglichen Einsatz vor. Bild: Klaus Franke

Kein Alter, keine Details: Polizei schützt Privatsphäre

Im Gegensatz zu vielen anderen Gefahrensituationen hielt sich die Polizei auch später mit konkreten Auskünften zur Lage zurück. Die private Situation von Mann, Frau und Kind seien gerade im dörflichen Umfeld Schutzgüter. „Hausstreitigkeiten, auch gewalttätige, gibt es leider viel zu oft – und auch die melden wir selten“, hieß es aus dem Präsidium in Reutlingen. Wer in einem Ort wie Bodelshausen etwa auch nur das Alter von Beteiligten kenne, könne Rückschlüsse auf die Identität ziehen, die den Schaden im Umfeld vergrößerten.