Bodelshausen · Spezialkräfte-Einsatz
Familienstreit eskaliert: Frau und Kind bedroht
Wegen einer Bedrohungslage im häuslichen Bereich war die Polizei am Dienstagmorgen mit Spezialkräften in Bodelshausen im Einsatz.
Es waren drei Stunden, die sich elend lang vom Morgengrauen an hinzogen: Nachdem eine Frau in Bodelshausen der Polizei um 7.20 Uhr einen völlig eskalierenden Streit in einem Wohngebiet gemeldet hatte, waren die Straßenzüge südlich der Krebsbachhalle schnell gesperrt, Beamte schauten darauf, dass sich nicht mal ein Postbote in die Nähe des Mehrfamilienhauses verirrte. Hinter den Fenstern hatte ein Mann mittleren Alters seine Lebensgefährtin und ein Kind in seiner Gewalt. Wie genau er das Leben der Frau bedrohte, wollten weder Polizei noch Staatsanwaltschaft am Dienstag sagen: „Bodelshausen ist klein, wir wollen die Privatsphäre der Beteiligten möglichst weitgehend schützen“, sagte Polizeisprecher Michael Schaal dem TAGBLATT (siehe Infobox).
Verhandlungen per Telefon
Den Beteiligten im Haus waren da wohl auch die Dimensionen des Einsatzes draußen noch kaum klar: Von wenigen Polizisten abgesehen, hielt sich das Gros des Einsatzteams verborgen. Hinter einer Hecke standen Beamte des so genannten „Polizeipräsidiums Einsatz“ (also der Bereitschafts- und Spezialkräfte-Einheiten des Landes) mit Maschinenpistolen. Bei den Sportplätzen und vor allem beim wenige hundert Meter entfernten Polizeiposten sammelten sich Streifenbeamte, Rettungssanitäter, weitere Sondereinheiten. „Wir haben alles geschickt, was wir in dem Moment aufbieten konnten“, so Polizeisprecher Schaal.
Festnahme nach dreienhalb Stunden
Den Kontakt mit dem aggressiven Mann hielten speziell geschulte Beamte in Zivil. Per Telefonverbindung versuchten sie in den ersten Stunden noch, ihn mit Worten zur Aufgabe zu bringen. Als das nichts fruchtete, warteten die Beamten einen günstigen Moment ab, um doch noch zuzugreifen. Gegen 10.30 Uhr ließ sich der Mann ohne Gegenwehr Handschellen anlegen und von zwei Polizisten zum Einsatzwagen führen. Auch Frau und Kind drohte im Moment der Verhaftung keine Gefahr mehr.
Das Risiko für Unbeteiligte war während des Vormittags niedrig, rund um den Einsatz war die Umgebung des Wohnhauses dennoch abgesperrt. Nachbarn durften in ihren Häusern bleiben. „Wir hätten natürlich sofort zugegriffen, wenn der Mann aus dem Haus gekommen wäre“, so Sprecher Schaal.
Warum der nächtliche Streit in den Morgenstunden so eskalierte, dass Leib und Leben der Frau bedroht waren, ermitteln Kriminalpolizisten noch. Am Dienstag waren die Hintergründe nach Angaben der Polizei unklar.
Kein Alter, keine Details: Polizei schützt Privatsphäre
Im Gegensatz zu vielen anderen Gefahrensituationen hielt sich die Polizei auch später mit konkreten Auskünften zur Lage zurück. Die private Situation von Mann, Frau und Kind seien gerade im dörflichen Umfeld Schutzgüter. „Hausstreitigkeiten, auch gewalttätige, gibt es leider viel zu oft – und auch die melden wir selten“, hieß es aus dem Präsidium in Reutlingen. Wer in einem Ort wie Bodelshausen etwa auch nur das Alter von Beteiligten kenne, könne Rückschlüsse auf die Identität ziehen, die den Schaden im Umfeld vergrößerten.