Joseph Blatter wird heute 80 - Razzia beim französischen Verband

Polizei-Einsatz vor der Party

Trubel in Paris: Kurz vor seinem 80. Geburtstag hat die Justiz erneut mit einer Razzia zu einem Schlag gegen den früheren Fifa-Boss Joseph Blatter ausgeholt. Diesmal gerät Frankreich ins Visier der Ermittler.

10.03.2016

Von DPA

Feiert heute seinen 80.Geburtstag: Ex-Fifa-Chef Joseph Blatter. Foto: dpa

Feiert heute seinen 80.Geburtstag: Ex-Fifa-Chef Joseph Blatter. Foto: dpa

Paris/Frankfurt. Joseph Blatter, gestürzter Fifa-Präsident, hat sich auf seine alten Tage Helmut Schmidt zum Vorbild genommen. In einem Buch voller Anekdoten aus mehr als 40 Fifa-Jahren, das in wenigen Wochen erscheinen soll, habe er wie die im Vorjahr gestorbene Politik-Ikone "kurze Notizen auf Zigarettenlänge" notiert, erzählte der nicht als passionierter Raucher bekannte Blatter kurz vor seinem heutigen 80. Geburtstag.

Deutsche Vorbilder hat Blatter offenbar gerne - gerade aus Hamburg. Für Uwe Seeler hat er höchsten Respekt und teilt mit ihm die Vorliebe für die Rückennummer 9, die er selbst als Mittelstürmer des FC Sierre trug. Auf Franz Beckenbauer ist der Schweizer allerdings nicht gut zu sprechen. Die Erinnerungslücken des Kaisers im Skandal um die WM-Vergabe 2006 spießt Blatter süffisant auf und nutzt sie für seine eigene Verteidigungshaltung. Wozu brauchte die Fifa wie von Beckenbauer behauptet einen ominösen Vorschuss, um dann den x-fach höheren Betrag an die deutschen WM-Macher zu entrichten - im Jahr 2002, dem Jahr seiner ersten Wiederwahl als Chef des Fußball-Weltverbandes? "So lange ich in der Fifa war, hat es so etwas nicht gegeben. Das halte ich für unglaubwürdig und falsch. Das ist abstrus", sagt Blatter.

Fifa-Chef zu sein, ist eine Lebensaufgabe, von der Blatter wohl nie ganz wird lassen können, auch ohne Amt. Die Realitäten sind andere. Denn der Druck der Ermittler wächst. Anhängig sind auch noch die Untersuchungen der Schweizer Bundesanwaltschaft gegen ihn. Zwei Tage vor seinem Geburtstag ließ diese am Dienstag per Amtshilfe das Büro des französischen Fußball-Verbandes in Paris durchsuchen, um weitere Beweise in der Causa Blatter/Platini zu sichern. Die Ermittlungen beziehen sich auf eine Zahlung der Fifa in Höhe von 1,8 Millionen Euro an den Uefa-Präsident Michel Platini im Jahr 2011. "Ich bin sehr überrascht von der Durchsuchung", sagte Blatter vor seiner großen Geburtstags-Fete in Zürich.

Die Schuldfrage für seinen unehrenhaften Abschied aus dem Fifa-Amt ist für Blatter leicht geklärt. Es waren die Anderen. Es war die von ihm selbst geschaffene Fifa-Ethikkommission, die wie einst die Jakobiner in Frankreich jeden auf das Schafott führe. Es waren die Amerikaner, die wegen der WM-Vergabeniederlage gegen Katar einen Rachefeldzug führten, dabei habe er die WM 2022 am liebsten in den USA gesehen.

"Heute wäre ich auf einer Insel, im Paradies", sagte Blatter gerne. Hätte es nicht jenen 2. Dezember 2010 gegeben, als die WM ins Emirat ging - entgegen angeblicher Absprachen im Fifa-Machtzirkel. Schuld daran laut Blatter: Platini, der auf Staatsgeheiß aus Paris für Katar stimmte und mehrere Wahlmänner mitzog. Die Blatter-Logik: Ohne Katar-WM keine Skandalermittlungen und kein bitterer Abschied.