Ausstellung

Pissarro: Außenseiter und großer Humanist

Das Kunstmuseum Basel zeigt eine außergewöhnliche Werkschau des Impressionisten Pissarro.

22.09.2021

Von Volker Hasenauer

Portrait eines Mädchens von Camille Pissarro. Foto: (C) Tate Images

Portrait eines Mädchens von Camille Pissarro. Foto: (C) Tate Images

Basel. Frauen bei harter Feldarbeit, ein Mann sägt Holz, ein Kohlfeld im Abendlicht. Die offizielle französische Kunstkritik reagierte empört und geschockt auf die Motive Camille Pissarros. Warum sollten solche Banalitäten es wert sein, künstlerisch bearbeitet zu werden? Und zeitlebens, so erläutert Kurator Christophe Duvivier weiter, blieb dem impressionistischen Ausnahmekünstler Pissarro breiter Erfolg verwehrt.

Was ihn aber keineswegs von seinem Weg abbrachte: Pissarro blieb immer offen für neue künstlerische Entwicklungen, ein Sucher bis zu seinem überraschenden Tod 1903. Er lebte in Freundschaft und Austausch mit anderen Künstlern. Die Erwartungshaltungen des Pariser Kunstgeschmacks und finanzkräftiger Sammler lehnte er ab. Er trug anarchistische Züge und wehrte sich gegen kommerzielle Vereinnahmung.

Außergewöhnliche Werkschau Pissarros

Bis zum 23. Januar zeigt das Kunstmuseum Basel nun eine außergewöhnliche Werkschau Pissarros (1830-1903). Unter der Überschrift „Das Atelier der Moderne“ sind Gemälde, Zeichnungen und Radierungen aus all seinen Werkphasen zu entdecken: Stillleben, Landschaften, Porträts, die späten Stadtansichten und Hafenbilder. Hinzu kommen Meisterwerke von Zeitgenossen. Insgesamt bringt die Schau 180 Werke zusammen, darunter internationale Leihgaben aus hochkarätigen Sammlungen.

„Wir laden ein, den zu Unrecht oft hinter Zeitgenossen wie Claude Monet, Paul Cezanne, Edgar Degas oder Paul Gauguin zurückgesetzten Pissarro neu zu entdecken“, so Kunstmuseumsleiter Josef Helfenstein. Anliegen der Ausstellung sei, Pissarro – den Außenseiter und Autodidakten – als einen der kreativen Köpfe und wichtigen Vernetzer beim Entstehen des Impressionismus zu zeigen.

„Pissarro stand wie kaum ein anderer Künstler seiner Zeit für Offenheit, Austausch und das Beschreiten neuer Wege“, so Helfenstein. Und anders als viele Zeitgenossen habe Pissarro in seinen Werken nie den weiblichen Körper erotisiert oder sexualisiert. „Camille Pissarro war ein großer Humanist.“