Jazzopen in Stuttgart

Phänomen zwischen Folk und Elektronik

Der Brite Ben Howard begeistert seine Fans auf dem Stuttgarter Schlossplatz mit Tiefgang.

18.09.2021

Von Udo Eberl

Ben Howard bei den Jazzopen in Stuttgart. Foto: Udo Eberl

Ben Howard bei den Jazzopen in Stuttgart. Foto: Udo Eberl

Stuttgart. Ein musikalisches Doppel erlebten die 2000 Besucher der Jazzopen in Stuttgart beim Konzert des Briten Ben Howard und der Schweizer Vorband „Black Sea Dahu“ auf dem Schlossplatz. Sitzend kennt man Ben Howard bei seinen Konzerten, nun aber machte er es sich zwischen den Schwaden der Räucherstäbchen notgedrungen in einem Sessel bequem – gehandicapt nach einer schweren Fußverletzung.

Zunächst solo, dann von immer mehr Bandmitgliedern begleitet, spielte er sich in ein durch Delays und Effekte entworfenes Trance-haftes Dickicht, in dem seine Stimme stets zum führenden Lichtstrahl wurde. Seine Songs, besonders die vom jüngsten Album „Collections From The Whiteout“, das von Aaron Dessner produziert wurde, leben von einer bisweilen sogar anstrengenden Konsequenz: Bissige Texte mit Blick aufs heutige England, Fuzz-Gitarren und Drum-Maschinen, immer ein Kratzen in süffigen Melodien und wie etwa in „Unfurling“ die Lust auf Brechungen im leicht dissonanten Raum.

Howard bedient die Ansprüche des Business nur mir der Light- und Screen-Show, ansonsten macht er live Tausende auch ohne große Aha-Momente und Wow-Effekte glücklich.

Mit seinem ganz eigenen Indie-Folk, der durch immer mehr elektronische Effekte, Experimentierfreude beim Gitarrenspiel und angepasste Gesangslinien neue Türen aufgestoßen hat, ist erfreulich sperrig.

Erstaunlich die Wandlung der vergangenen zehn Jahre seit dem Debüt mit „Everyday Kingdom“, auch wenn die Klassiker wie „The Wolves“ oder „Small Things“ noch immer herzerwärmend sind. Am Ende hatte der Mann im dicken Strickpullover seine Fans nicht nur glücklich gemacht, sondern mit seiner musikalischen Tiefschichtigkeit auch im besten Sinne gefordert. Udo Eberl

Info Für die Jazzopen-Konzerte mit Parov Stelar (18. September.) sowie von LP & Amy Macdonald am Sonntag, den 19. September, gibt es noch Karten. Die Abendkasse öffnet jeweils um 16 Uhr. Weitere Infos unter jazzopen.com.

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Erstellt:
18.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 54sec
zuletzt aktualisiert: 18.09.2021, 06:00 Uhr

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