Tübingen · Infotag

Pflege, Rente und Erbe: TAGBLATT-Infotag im Sparkassen Carré

Immobilienrente, Erbrecht, Pflegekosten und altersgerechtes Wohnen waren Themen beim TAGBLATT-Infotag „Alles geregelt“ im Sparkassen-Carré.

14.10.2021

Von Martin Zimmermann

Der TAGBLATT-Infotag „Alles geregelt“ war zu Gast im Sparkassen Carré. Bild: Kreissparkasse Tübingen

Der TAGBLATT-Infotag „Alles geregelt“ war zu Gast im Sparkassen Carré. Bild: Kreissparkasse Tübingen

Neu beim TAGBLATT-Infotag waren Peter Grunert von der Deutschen Leibrenten Grundbesitz AG, Werner Enzmann von der Immobilienmaklerfirma Von Poll, Gunnar Laufer-Stark von der Nestbau AG und Michael Lenz von der HUK Coburg Versicherung, der über Pflegezusatzversicherungen referierte.

Bereits bei vergangenen Infotagen dabei waren der Tübinger Rechtsanwalt Felix Barth, der Tipps zur Vermeidung von Erbstreitigkeiten in petto hatte, Markus Höhn vom Bestattungsunternehmen Rilling und Partner, der Anregungen für die Gestaltung und Finanzierung von Bestattungen gab und Dierk Jarmuth von der Kreissparkasse Tübingen, der die Aufgaben eines Testamentsvollstreckers erläuterte.

Nach den Vorträgen im Halbstundentakt sowie an den Infoständen konnten die Experten viele individuelle Fragen der Besucherinnen und Besucher beantworten. Wegen des großen Andrangs war die Veranstaltung in diesem Jahr vom Sitzungssaal des Landratsamtes ins Sparkassen-Carré verlegt worden. TAGBLATT-Mitarbeiter Stefan Zibulla, der die Seniorenzeitschrift „Die Kleine“ betreut, sorgte mit seiner Moderation zu den teilweise trockenen rechtlichen Themen für eine dennoch kurzweilige Veranstaltung.

„Von Betongold kann man nicht abbeißen“, sagte Peter Grunert von der Deutschen Leibrenten Grundbesitz AG. Er stellte gemeinsam mit Werner Enzmann von der Reutlinger Immobilienmaklerfirma Von Poll die Immobilienrente vor.

Dieses erst seit einigen Jahren in Deutschland vermarktete Geschäftsmodell erlaubt es Senioren, ihr Haus zu verkaufen, aber weiterhin lebenslang darin wohnen zu können. Bei der Immobilienrente wird der Wert des Hauses und das Alter der Verkäufer im Vergleich zur statistischen Lebenserwartung bewertet. Daraus berechnet sich dann die monatliche Leibrente. Der Verkäufer oder das Verkäuferehepaar kann bis zu seinem Lebensende im Haus wohnen bleiben und bekommt dafür diesen monatlichen Betrag als Leibrente. Möglich ist die Leibrente auch als Einmalzahlung oder als Kombination aus Einmalzahlung und Monatsrente. Etwa dann, wenn noch eine Restschuld auf der Immobilie liegt.

„Die Masse der Kunden entscheidet sich für die monatliche Zahlung“, sagte Grunert. „Es ist eine Wette auf ein langes Leben. Es ist ähnlich wie bei der Solidargemeinschaft der Versicherten, dass der Durchschnitt der vielen Kunden das wieder ausgleicht“, so Grunert.

Instandhaltungs- und Hausmeisterkosten werden übernommen

Ein Vorteil für den Kunden sei, dass die Deutsche Leibrenten nach dem Verkauf wie in einer Mietwohnung die Instandhaltungs- und Hausmeisterkosten übernehme. Wenn der Kunde pflegebedürftig ist und nicht mehr in seinem eigenen Haus leben kann, könne er dieses vermieten und die Miete zur Deckung der Pflegeheimkosten verwenden, erklärte Grunert. Die Deutsche Leibrenten AG habe auf diese Weise bereits 900 Immobilien in Deutschland gekauft, so Grunert. Enzmann vom Reutlinger Maklerbüro Von Poll stellte dar, dass die Bewertung der Immobilien durch unabhängige Gutachter wie den TÜV erfolge.

Gunnar Laufer-Stark von der Tübinger Nestbau baut seniorengerechte Miethäuser und vermietet sie unter anderem an ambulante Pflegewohngruppen. Er finanziert diese Projekte teilweise über eine sogenannte Bürger-Aktiengesellschaft, bei der nicht nur das Profitinteresse im Vordergrund stehen soll. „Einsamkeit ist für Senioren in Heimen ein großes Problem“, so Laufer-Stark. Das Modell der ambulanten Seniorenwohngruppen, die sich ihre Pflegedienstleister selbst aussuchen, schaffe hier Abhilfe und ermögliche ein selbstbestimmtes Wohnen auch in den Dörfern. Laufer-Stark ist an der Projektsteuerung und Entwicklung der Pflegewohngruppen in Unterjesingen und in der Tübinger Eisenbahnstraße beteiligt.

Dierk Jarmuth von der Kreissparkasse Tübingen stellte die Aufgaben eines Testamentsvollstreckers vor. Dieser sorge für eine zügige Verteilung des Erbes. Etwa drei Prozent der Erbsumme kostet dieser Service. „Bisher waren alle zufrieden“, sagte Jarmuth.

Felix Barth erläuterte den Unterschied zwischen halbe-halbe und brüderlichem Teilen. Gerecht sei nicht immer, dass jeder das Gleiche bekommen. Besonders in Patchwork-Familien sei es wichtig, vor dem Tod testamentarische Regelungen zu treffen, so Barth.

Michael Lenz von der HUK Coburg informierte über das Angebot privater Zusatzversicherungen zur gesetzlichen Pflegeversicherung, da diese nicht alles abdecke und ein Heimplatz 2500 Euro monatlich kosten könne. Da sei es besser, rechtzeitig vorzusorgen.

Markus Höhn vom Bestattungsunternehmen Rilling und Partner empfahl, bereits vor dem Tod Details der Bestattung zu regeln. So könne man den Sarg, den Pfarrer und den Friedhof festlegen. Auch die Finanzierung der Bestattung könne im Voraus geregelt werden.