Glosse

Petition pro Armageddon

Man muss sich die Apokalypse als eine ungemütliche Veranstaltung vorstellen: Hagel aus Feuer und Blut, Erdbeben und (laut Bibel) jede Menge Posaunen. In der köstlichen Serie „Good Omens“ tun sich ein Engel und ein Dämon zusammen, um das zu verhindern – und tricksen ihre Vorgesetzten in Himmel und Hölle aus, die alle ganz wild darauf sind, endlich ihr Armageddon abzuhalten.

24.06.2019

Von ROLAND MÜLLER

Man kann die Verfilmung des Buchs der britischen Kult-Autoren Terry Pratchett und Neil Gaiman als kluge Allegorie sehen, die Themen der modernen Welt (Fundamentalismus, Obrigkeitsglauben, Willensfreiheit) humorvoll hinterfragt. Oder als Blasphemie. Für Letzteres hat sich eine christliche US-Stiftung entschieden – und fordert in einer Online-Petition die Einstellung der Serie. 20 000 Menschen haben bereits unterschrieben. Moniert wird etwa, dass Gott mit weiblicher Stimme spricht, Satanismus halb so wild erscheine – und die vier Reiter der Apokalypse auf Motorrädern daher brausen. Das passt nicht zum Ziel der Gruppe, die eine „organische christliche Gesellschaft“ anstrebt und der sündigen Welt von heute ein Großreinemachen wohl wünschen würde.

Kleiner Schönheitsfehler: Die Petition ging an Netflix. Die haben mit „Good Omens“ aber gar nix zu tun, sondern BBC und Amazon. Was dafür spricht, dass die Initiatoren es ernst meinen – und die Serie mit Rücksicht aufs Seelenheil gar nicht geguckt haben.