Perdiendo el Norte

Perdiendo el Norte

Erfolgskomödie aus Spanien über zwei Jungakademiker, die versuchen, in Deutschland beruflich und privat Fuß zu fassen.

01.11.2015

Von Klaus-Peter Eichele

Hugo hat Wirtschaft rauf und runter studiert, sein Kumpel Braulio ein Doppeldiplom in Chemie und Molekularbiologie. Einen angemessenen Job bekommen die Uniabsolventen deswegen noch lange nicht, denn in ihrer spanischen Heimat liegt die Arbeitslosigkeit unter Jungakademikern bei über 50 Prozent. So beschließen die beiden Angehörigen der „verlorenen Generation“, in Deutschland ihr Glück zu suchen. Dort, haben sie im Fernsehen gehört, soll auch für Ausländer Milch und Honig fließen. Doch kaum im Berlin angekommen, wird aus dem Traum vom gelobten Land ein Alptraum, denn ohne Kenntnisse der Sprache und der kulturellen Eigenheiten gibt es auch hier keine hochdotierten Stellen. Um nicht beschämt die Rückreise antreten zu müssen, verdingen sich die beiden als Aushilfen in einem Dönergrill.   Das klingt ziemlich bitter, wird von Regisseur Nacho García Velilla jedoch als aufgekratzte Komödie verabreicht, die in Spanien zwei Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt hat. Anfangs kreisen die Kalauer ums tollpatschige Zurechtfinden in der spanisch-türkischen Nachbarschaft, die den beiden Unglücksraben nach und nach zur Ersatzfamilie wird (Deutsche spielen den ganzen Film über dagegen gar keine Rolle). Dann rückt Hugos Familie, der er via E-Mail eine gloriose Karriere vorgegaukelt hat, zum Überraschungsbesuch an. Schließlich kommt es zum Ende hin noch zu amourösen Verwicklungen, wobei der romantische Showdown während des Berlin-Marathons immerhin einen Originalitäts-Punkt verdient.   Das ernste Anliegen gerät derweil fast völlig aus dem Blickfeld; am ehesten offenbart es sich noch in einem alten Gastarbeiter, der mitansehen muss, wie seine jungen Landsleute das gleiche Schicksal erleben, wie seine eigene, noch weithin ungebildete Generation. Doch das bleibt im Klamauk-Modus, in dem sich die Geschichte längst festgefahren hat, eine Randnotiz.   Spaniens verlorene Generation als Vehikel einer Kalauer-Parade am Schauplatz Berlin.