Film

Paul, Paula und die Spur der Steine

Das DDR-Kino und die Zensur: Vor 75 Jahren wurde die Produktionsgsellschaft Defa gegründet.

17.05.2021

Von EPD

Potsdam. „Die Mörder sind unter uns“ – 1946 entsteht in der Kriegstrümmerlandschaft von Berlin der erste deutsche Nachkriegsfilm. Die Schwarzweiß-Produktion von Regisseur Wolfgang Staudte, in dem Hildegard Knef die Rolle einer KZ-Überlebenden spielt, ist zugleich der erste Spielfilm der späteren DDR-Filmgesellschaft Defa. Die Dreharbeiten laufen bereits, als am 17. Mai vor 75 Jahren in Potsdam-Babelsberg die „Deutsche Film-AG“ Defa gegründet wird – mehr als drei Jahre vor Gründung der DDR im Herbst 1949.

In den nächsten Jahrzehnten entstehen rund 700 Spielfilme, 950 Trickfilme und rund 2000 Dokumentarfilme. Die Defa dreht Kinder- und Indianerfilme, Literaturverfilmungen und Märchen wie die Geschichte vom kleinen Muck, Politisches wie eine zweiteilige Biografie des Kommunisten Ernst Thälmann und auch ein paar Science-Fiction-Filme. Corinna Harfouch und Renate Krößner, Manfred Krug und Michael Gwisdek, Katrin Sass und Uwe Kockisch stehen bei der Defa vor der Kamera.

„Die Legende von Paul und Paula“, „Solo Sunny“, „Spur der Steine“ und „Der Untertan“ gehören zu den bis heute bekannten Produktionen. 1961 startet die Langzeitdokumentation „Die Kinder von Golzow“, die auch nach dem Ende der DDR weitergeführt wird und später als weltweit längste Dokumentation in die Filmgeschichte eingeht. „Jakob der Lügner“ von 1974 nach dem Roman von Jurek Becker wird der einzige DDR-Spielfilm, der in Hollywood für einen Oscar nominiert wird: Ein Mann macht im jüdischen Ghetto den Menschen Hoffnung, indem er Lügen über den Vormarsch der Roten Armee 1944 erzählt.

Einfluss der Politik

Die Politik nimmt in all der Zeit Einfluss auf das Filmschaffen der Defa. Drastische Auswirkungen hat Ende 1965 der „Kahlschlag“ des SED-Zentralkomitees gegen die Kultur: Einige jüngst bei der Defa produzierte Filme zeigten „dem Sozialismus fremde, schädliche Tendenzen und Auffassungen“, kritisiert der spätere DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker. Verboten wird nicht zuletzt der Arbeiterfilm „Spur der Steine“ mit Manfred Krug in der Hauptrolle.

Mit dem Mauerfall 1989 kommt ein neuer Aufbruch. Verbotene Defa-Filme werden jetzt vor Publikum gezeigt. Im Sommer 1990 wird das Treuhandgesetz beschlossen, auch die Defa soll privatisiert werden. 1992 wird die einstige Filmproduktionsgesellschaft der DDR verkauft. Die Babelsberger Studios bleiben bestehen. Zur Bewahrung des Filmerbes der DDR wird 1998 die Defa-Stiftung gegründet. epd

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Erstellt:
17.05.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 08sec
zuletzt aktualisiert: 17.05.2021, 06:00 Uhr

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