Tübingen

Palmers Winkelzüge

Die Tübinger Stadtverwaltung bat 5000 Einwohner um ihre Meinung zum Au-Brunnen als Standort für ein Gewerbegebiet. Dass zehn Hektar ausgewiesen werden, hatte der Gemeinderat zuvor beschlossen. Die Mehrheit der Befragten ist für den Erhalt des Wasserschutzgebiets Au-Brunnen. Oberbürgermeister Boris Palmer schlägt nun den Schelmen als Gewerbegebiet vor (Bericht und „Übrigens“, 24. November).

25.11.2017

Von Martin Scholpp, Tübingen

Einige der 5000 Auserwählten beanstanden, dass man mit der Teilnahme an der Befragung in jedem Fall der Schaffung neuer Gewerbefläche und damit großflächiger Naturzerstörung zustimmen musste. Umgekehrt hatte man auch nicht die Möglichkeit, die Notwendigkeit beider (!) Gewerbegebiete zu erklären und das entsprechend anzukreuzen. So bleibt eigentlich offen, was die Befragten wirklich wollen, und man kann das Ergebnis beliebig interpretieren.

Palmer hat sich mit diesem Trick den Anschein von Zustimmung in der Bevölkerung verschafft, fast beliebig Natur zu zerstören, um seine Gewerbephantasien durchzuboxen, im Schelmen oder sonst wo. Die Auswahl der Befragten war repräsentativ, die Befragung trotzdem undemokratisch.

Auch Herr Stegert hat deshalb unrecht mit seiner Behauptung, eine Mehrheit sei für die Überbauung des Schelmen. Wer
sich gegen die Cholera ausspricht, ist deshalb noch lange nicht für die Pest.

Entscheiden muss jedoch der Gemeinderat, und der darf sich durch die Winkelzüge des Herrn Palmer nicht beeinflussen lassen.