US-Wahl

Palmer: 70 Millionen nicht für „hinterwäldlerische Idioten“ halten

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat sich zur Wahl von Joe Biden geäußert.

08.11.2020

Von itz

2015 trug sich John B. Emerson, von 2013 bis 2017 Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika, ins Goldene Buch der Stadt Tübingen ein. Seine Frau Kimberley und Tübingens OB Boris Palmer schauten zu. Archivbild: Ulrich Metz

2015 trug sich John B. Emerson, von 2013 bis 2017 Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika, ins Goldene Buch der Stadt Tübingen ein. Seine Frau Kimberley und Tübingens OB Boris Palmer schauten zu. Archivbild: Ulrich Metz

„In unserem Wunschdenken mag es scheinen, als habe sich das Gute durchgesetzt und die Amerikaner hätten sich von Trump abgewandt“, schreibt er in Facebook. Das sei aber nicht der Fall. Palmer analysiert, dass sich Biden vor allem die Stimmen der Libertarians sicherte, die 2016 mit Gary Johnson 3,9 Prozent und damit fast 4,5 Millionen Stimmen holten. Bei der aktuellen Wahl kommt Kandidatin Jo Jorgensen jedoch nur auf gut 1,2 Prozent der Stimmen (rund 1,74 Millionen). Palmer schlussfolgert: Schon 2016 hätte mit Hillary Clinton die Kandidatin der Demokraten gewonnen, wenn sie die Stimmen der Libertarians eingefahren hätte.

Bidens Wahl gebe Hoffnung, vielleicht könne er den Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen rückgängig machen. Aber, so Palmer: „Wir sollten uns davor hüten, die fast 70 Millionen Amerikaner, die Trump gewählt haben, für hinterwäldlerische Idioten zu halten.“ Einen Präsidenten Donald Trump trotz seiner Lügen und seiner Skrupellosigkeit wiederzuwählen, „dann muss er etwas angesprochen haben, das diesen Menschen sehr wichtig ist“. Auf Trump entfallen nach CNN-Hochrechnungen aktuell gar fast 70,4 Millionen Stimmen (47,7 Prozent). Zum Vergleich: Joe Biden bringt es auf etwa 74,6 Millionen Wählerinnen und Wähler (50,5 Prozent).

Man müsse jedenfalls verstehen, warum die Amerikanerinnen und Amerikaner den republikanischen Amtsinhaber gewählt hätten und diesen Menschen Gehör schenken, „das ist es, was den kosmopolitischen Eliten in den Städten zu oft abgeht“, urteilt Palmer. „Und damit tragen sie zur Stärkung der Kräfte bei, die sie zutiefst ablehnen und oft verachten.“ Diese Dialektik zu durchbrechen, nennt Palmer „die Aufgabe unserer Zeit“.

Aktuell liegt Joe Biden nach CNN-Angaben bei 279 Wahlmännern (270 reichen zum Sieg), Donald Trump steht bei 214. In der Nacht zum Sonntag (deutscher Zeit) wurde Biden auch zum Sieger im umkämpften Nevada erklärt, wo er fast 28.000 Stimmen mehr als der Amtsinhaber holte. 2016 holte Trump 306 Wahlmänner mit rund 62,98 Millionen Stimmen. Clinton wählten sogar 65,85 Millionen Menschen, was jedoch nur zu 232 Wahlmännern reichte.

Michigan, Pennsylvania, Wisconsin und auch der jetzt noch nicht vollständig ausgezählte Bundesstaat Arizona gehörten damals den Republikanern – und sind nun wieder „blaues Land“, also mehrheitlich für den Demokraten Joe Biden. Wenn man sich die Wahl 2016 nochmals anschaut, fällt auf: In Arizona (mit 0,6 Prozentpunkten), Florida (1,6), Michigan (4,4), Pennsylvania (2,0) und Wisconsin (3,7) gewann Trump damals nur knapp gegen Clinton. Die „Washington Post“ spekulierte schon im Anschluss an die Wahl vor vier Jahren, dass die Stimmen für Gary Johnson und Jill Stein (Green Party) das Rennen zugunsten Trumps mitentschieden hätten.

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Erstellt:
08.11.2020, 08:10 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 20sec
zuletzt aktualisiert: 08.11.2020, 08:10 Uhr

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