Glosse: Bucks heile Welt

Outdoor-Geschirr

Neuerdings bekommt man das Essen bei öffentlichen, ökologisch korrekten Freiluft-Events nurmehr auf Palmblättern serviert.

25.05.2019

Von GERLINDE BUCK

Autorenfoto Foto: Christian Käsmayr

Autorenfoto Foto: Christian Käsmayr

Also auf biologisch abbaubarem Einweg-Geschirr vom anderen Ende der Welt, das in vielen Fällen sogar besser schmeckt als das, was drauf ist. Wenn sich zum Beispiel ein „warmes Holzofenbrot mit Bergkäse“ als halbgarer Discountertoast mit deckweißem Softfett-Belag erweist, beißt man lieber gleich in den Teller. So ein Palmblatt liegt am Ende auch nicht schwerer im Magen als ein Gummibrot.

In den Freizeitbranchen Camping, Grillen und Picknick hat sich das Palmblatt leider noch nicht durchgesetzt, geschweige denn irgendeine andere Art von halbwegs appetitlichem Outdoor-Geschirr. Seinen bierverbrannten 99-Cent-Fleischlappen von der brandneuen 5000-Euro-Grillstation kratzt man hierzulande vorzugsweise mit einer säbelgezahnten Multifunktionsgabel aus einer Vielzweckplastikschüssel – aus einem Napf mit Griffen, in dem man auch Instantkaffee aufbrühen und Socken waschen kann. Was natürlich extrem wichtig ist für den Fall, dass man mal im Himalaya unterwegs ist und nicht, wie meistens, auf der Terrasse oder am Bodensee.

Engländer, wir vermissen Euch schon jetzt! Die spinnen vielleicht, die Nordsee-Insulaner, aber aus ihren Picknick-Körbchen zaubern sie Wedgwood-Porzellan, Stoffservietten und Champagner.